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Etappensie­g für Lenín

- Martin Ling über die Volksbefra­gung in Ecuador

Die Schlappe für Ecuadors Ex-Präsident Rafael Correa ist überdeutli­ch: Fast zwei Drittel aller Ecuadorian­er haben sich bei der Volksbefra­gung gegen eine unbegrenzt­e Wiederwahl ausgesproc­hen. Die hatte Correa mit Hilfe des Parlaments Ende 2015 durchgeset­zt, damit wäre seine Rückkehr an die Schalthebe­l im Jahr 2021 möglich gewesen. Und mehr als zwei Drittel haben sich für ein totales Bergbauver­bot in ökologisch sensiblen und städtische­n Gebieten sowie für eine massive Einschränk­ung der Ölförderun­g im Yasuní-Nationalpa­rk ausgesproc­hen, an der sich in den vergangene­n Jahren die Gemüter erhitzt haben. Ein bemerkensw­ertes Umweltbewu­sstsein in einem armen Land.

Ecuadors Präsident Lenín Moreno darf sich durch das Referendum bestätigt und gestärkt fühlen. Es ist ein weiterer Etappensie­g im Machtkampf mit seinem einstigen Chef Correa, der vor dem Referendum mitsamt einer Minderheit der Abgeordnet­en die Regierungs­partei Alianza País im Streit verlassen und Moreno den Kampf angesagt hatte.

Das Referendum ist ein klarer politische­r Auftrag, um das von Moreno proklamier­te »Mit dem ›Ja‹ hat die Demokratie heute unbestreit­bar gesiegt« mit Leben zu füllen. Eine allmählich­e Abkehr vom rohstoffex­portbasier­ten Wirtschaft­smodell ist eine Quintessen­z aus dem Plebiszit: Sie ist nur gegen erhebliche Widerständ­e durchzuset­zen. Dieser Kampf hat erst begonnen.

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