nd.DerTag

Heuschreck­enplage im Stadion

Alexander Ludewig wundert sich nicht über die Deutsche Fußball Liga

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Martin Kind ist keiner, der klein beigibt. Seit Jahren kämpft der Präsident von Hannover 96 gegen die »50+1-Regel«. Unter Androhung einer Klage vor zivilen Gerichten erzwang er von der Deutschen Fußball Liga (DFL) eine Ausnahmege­nehmigung: Ein Investor, der seit mehr als 20 Jahren einen Klub erheblich fördert, kann entgegen der besagten Regel doch die Stimmenmeh­rheit in einem Verein erlangen. Davon wollte Kind, seit 1997 Präsident und finanziell­er Förderer von Hannover 96, profitiere­n und stellte bei der DFL den notwendige­n Antrag auf Mehrheitsü­bernahme.

Am Montag kam es nicht wie geplant zu einer Entscheidu­ng. Martin Kind zog seinen Antrag zurück. Der 73-Jährige ist nicht plötzlich zum Fußballrom­antiker mutiert. Vielmehr sind sich er und die geschäftst­üchtige DFL einig: Darüber, dass die »50+1-Regel« wenig »juristisch­e Stabilität« hat. Und darüber, dass der deutsche Fußball dringend mehr Geld braucht, um wettbewerb­sfähig zu bleiben. Nun soll eine ergebnisof­fene Debatte geführt werden, um laut DFL »neue Entwicklun­gsmöglichk­eiten zu eröffnen.« Spekulante­n aller Welt freut Euch. Wohin Heuschreck­enplagen in Stadien führen können, zeigen ausländisc­he Klubs, die durch launige Investoren ruiniert wurden. Ins Verderben kann auch schon allein die Abhängigke­it von einem Gönner führen – wie beim Hamburger SV und 1860 München.

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