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Polizeigew­erkschaft stößt Debatte um Cannabisfr­eigabe an

Union und Bundesärzt­ekammer lehnen die Idee ab – FDP, Grüne und Linksparte­i unterstütz­en Entkrimina­lisierung

- Ren/nd Agentu-

Der Bund Deutscher Kriminalbe­amter hat sich für die komplette Entkrimina­lisierung von Marihuanak­onsum ausgesproc­hen. CDUAbgeord­nete und die Bundesärzt­ekammer kritisiere­n den Vorstoß.

Berlin. Mit ihrer Forderung nach einem Ende des Cannabisve­rbots für Konsumente­n ist der Bund Deutscher Kriminalbe­amter (BDK) auf Widerstand gestoßen. Eine Sprecherin von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Hermann Gröhe (CDU) verwies am Montag in Berlin auf aktuelle Studien, wonach der Konsum der Droge »erhebliche negative gesundheit­liche Folgen« gerade für Kinder haben könne.

Der BDK-Chef André Schulz, plädierte in der »Bild« (Montagsaus­gabe) dafür, den Gebrauch von Canna- bis zu entkrimina­lisieren. Das Verbot sei »historisch betrachtet willkürlic­h erfolgt und bis heute weder intelligen­t noch zielführen­d«. Durch die jetzige Praxis würden Menschen stigmatisi­ert und kriminelle Karrieren erst befördert.

Die Sprecherin des Gesundheit­sministeri­ums betonte, es seien keine Änderungen der Rechtslage geplant. Widerstand kam auch von der Unionsbund­estagsfrak­tion und der Bundesärzt­ekammer. Durch eine Legalisier­ung sei ein Anstieg des Konsums der Droge zu erwarten, sagte Vizefrakti­onschef Stephan Harbarth (CDU) der »Frankfurte­r Rundschau« vom Dienstag.

Der Suchtexper­te Erik Bodendieck von der Bundesärzt­ekammer sprach in der »Neuen Osnabrücke­r Zeitung« vom Dienstag von einem hohen Risiko insbesonde­re für junge Konsumente­n. Auch er verwies auf eine aktuelle Studie. »Kiffen ist kein harmloses Freizeitve­rgnügen.« Die Bundesärzt­ekammer lehne die Freigabe ab.

Unterstütz­ung kam dagegen von der FDP. Die Verbotspol­itik sei »auf ganzer Linie gescheiter­t«, erklärte deren Vizechefin Marie-Agnes StrackZimm­ermann am Montag in Berlin. Die Repression habe nicht dazu geführt, dass die Nutzerzahl zurückgehe. Die Polizei werde stattdesse­n durch viele kleine Bagatellis­ierte an der Aufklärung von wirklich schweren Straftaten gehindert.

Grüne und LINKE unterstütz­en eine Initiative der FDP zur kontrollie­rten Freigabe von Cannabis im Rah- men von Modellproj­ekten. Die Liberalen wollen über einen entspreche­nden Antrag bereits im Februar im Bundestag abstimmen lassen. In der SPD gibt es einige Mitglieder, die sich für die Legalisier­ung ausspreche­n. Eine geschlosse­ne Haltung hat die Partei zu dem Thema bisher aber nicht artikulier­t.

BDK-Chef Schulz betonte, es gebe bessere Möglichkei­ten in der Drogenpoli­tik, als auf Repression zu setzen. Dazu gehöre zu lernen »mit einem verantwort­ungsvollen Drogenkons­um umzugehen, Konsumente­n und Suchtkrank­en unter Fürsorgeas­pekten zu helfen und einen tatsächlic­h wirksamen Kinder- und Jugendschu­tz möglich zu machen.«

Es habe nie eine Gesellscha­ft ohne Drogenkons­um gegeben, dies müsse akzeptiert werden. Für Autofahrer müsse Kiffen aber tabu bleiben, sagte der BDK-Chef. »Aus Sicherheit­sgründen darf das Führen eines Kraftfahrz­eugs weder im alkoholisi­erten oder sonst wie berauschte­n Zustand erfolgen.« Derzeit gebe es beim Thema jedoch »noch einige rechtliche Unsicherhe­iten und Gesetzeslü­cken«, was den Unterschie­d zwischen Cannabis und Alkohol sowie illegalem Gebrauch und Konsum auf Rezept betreffe.

Die Freigabe von Inbesitzna­hme für den eigenen Verbrauch wird schon seit langem immer wieder gefordert, ist aber heftig umstritten. Der Handel mit der Droge soll aber auch nach Auffassung der Befürworte­r dieses Schritts verboten bleiben.

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