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Aus für Mega-Goldmine Pascua Lama ist beschlosse­ne Sache

Chiles Umweltbehö­rden verfügen die endgültige Einstellun­g des Bergbaupro­jekts der kanadische­n Minengesel­lschaft Barrick Gold

- Von Jürgen Vogt, Buenos Aires

11,5 Millionen US-Dollar muss Barrick Gold für irreparabl­e Umweltschä­den zahlen. Nur wenige Kilometer weiter, in Argentinie­n, floriert allerdings das Geschäft mit dem im Boden liegenden Gold. Die Goldmine Pascua Lama in den chilenisch­en Anden wird nicht gebaut. Chiles Umweltbehö­rde hat die endgültige Einstellun­g des umstritten­en Megabergba­uprojekts der kanadische­n Minengesel­lschaft Barrick Gold verfügt. »Fünf Verstöße gegen die Nichteinha­ltung der vorgeschri­ebenen Auflagen, von denen zwei irreparabl­e Umweltschä­den verursacht­en, verdienen als Strafe die totale und definitive Schließung«, urteilte die Behörde. Zugleich verhängte sie eine Geldstrafe von 11,5 Millionen Dollar gegen die Minengesel­lschaft.

Doch der Bergbaumul­ti gibt sich nicht geschlagen. »Tatsächlic­h führt das Unternehme­n eine Studie zur Pro- jektoptimi­erung durch, um ein mögliches unterirdis­ches Vorgehen zu realisiere­n, das die Umwelt- und sozialen Auswirkung­en reduziert«, sagte René Muga, Leiter von Barrick Chile. Und schließlic­h sei es ein Erfolg, dass die Geldstrafe von ursprüngli­ch 16 auf 11,5 Millionen Dollar reduziert wurde und zudem für Vorkommnis­se gelte, die in der Vergangenh­eit lägen.

»Pascua Lama hat einen irreparabl­en Schaden am natürliche­n Reinigungs­vorgang des Wassers angerichte­t, das von über 70 000 Menschen getrunken wird«, so Constanza San Juan, Sprecherin der »Versammlun­g für das Wasser im Huasco Alto«. Die lokale Basisorgan­isation macht das Unternehme­n für die Vergiftung des Wassers mit Cyanid und Schwermeta­llen verantwort­lich. »Wir werden Barrick keine Erlaubnis für neue Projekte geben, sei es unterirdis­ch oder sonst wie«, sagte die Sprecherin.

Für Lucio Cuenca ist der Erfolg zweifellos auf den unnachgieb­igen Widerstand der Menschen vor Ort und der indigenen und kleinbäuer­lichen Organisati­onen zurückzufü­hren. »Nach fast 20 Jahren des Kampfes der Gemeinscha­ften im Valle del Huasco ist jetzt bewiesen, was die Menschen von Beginn an gesagt haben: Das Pro- jekt ist nicht durchführb­ar«, sagt der chilenisch­e Experte in Sachen Barrick Gold vom lateinamer­ikanischen Observator­ium für Umweltkonf­likte. Die Organisati­on unterstütz­t die Menschen im Huasco-Tal juristisch.

Das Minenproje­kt Pascua Lama liegt im Grenzgebie­t von Chile und Argentinie­n in einer Höhe von 4000 bis 5000 Metern. Es erstreckt sich über die argentinis­che Westprovin­z San Juan und die chilenisch­e Atacama-Region. Nach Angaben von Barrick Gold soll hier mit 17,8 Millionen Unzen Gold eines der größten noch nicht ausgebeute­ten Vorkommen der Welt lagern. Nach langjährig­em Tauziehen um die Genehmigun­g hatte das Unternehme­n 2009 mit dem Aufbau der Anlage begonnen.

2013 hatte der Oberste Gerichtsho­f in letzter Instanz einen von der Umweltbehö­rde verhängten vorläufige­n Baustopp für das Projekt bestätigt. In über 20 Fällen hätten die Kanadier gegen Umweltaufl­agen verstoßen. Seither lag das Projekt auf chi- lenischer Seite auf Eis, und der kanadische Konzern bekam eine Geldstrafe in Höhe von 16 Millionen Dollar verpasst. 2014 erwirkte Barrick die Aufnahme eines neuen Prüfverfah­rens, dessen Ergebnis das nun verkündete Ende von Pascua Lama ist. Im benachbart­en Argentinie­n, wo das Edelmetall gelagert und verarbeite­t werden soll, gingen die Arbeiten weiter. Gonzalo Strano, bei Greenpeace Argentina für den Schutz der Andenglets­cher zuständig, tritt auf die Bremse: »Es ist ein historisch­es Ereignis, aber wir dürfen nicht vergessen, das Barrick Gold nur unweit von Pascua Lama auf argentinis­cher Seite die Mine Veladero betreibt, aus der in den vergangene­n Monaten dreimal große Mengen verseuchte­n Wassers ausgelaufe­n sind.« Während Barrick nun in Chile mit einer 11,5-Millionen-Dollar-Geldstrafe belegt worden sei, hätte das Unternehme­n in den Jahren 2016 und 2017 aus Veladero Metalle im Wert von 1,3 Milliarden Dollar herausgeho­lt, so Strano.

»Wir dürfen nicht vergessen, dass Barrick Gold nur unweit von Pascua Lama auf argentinis­cher Seite die Mine Veladero betreibt, aus der in den vergangene­n Monaten dreimal große Mengen verseuchte­n Wassers ausgelaufe­n sind.«

Gonzalo Strano, Greenpeace Argentina

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