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Der SPD ist alles zuzutrauen

- Nicolas Šustr rätselt über die Ziele bei der Wohnungsfr­age

Ein »gutes Ergebnis für die Mieterinne­n und Mieter und alle, die eine neue bezahlbare Wohnung brauchen«, nennt der Berliner SPD-Landeschef und Regierende Bürgermeis­ter Michael Müller die Ergebnisse der Koalitions­gespräche mit der Union. Mit dieser Einschätzu­ng steht er ziemlich alleine da. Denn gegen die grassieren­de Verdrängun­g und die massive Bodenspeku­lation, die nicht nur in Berlin um sich greift, werden die vereinbart­en Maßnahmen praktisch nichts ausrichten. Das räumen sogar die eigenen Fachpoliti­ker ein.

Auch der Berliner Mietervere­in, der einst fest an der Seite der Sozialdemo­kraten stand, spricht von »viel zu dürftigen« Regelungen. Bei jeder anderen Aussage würden ihm schließlic­h die eigenen Mitglieder aufs Dach steigen. Denn steigende Mieten versetzen längst nicht mehr nur Menschen am unteren Ende der Einkommens­skala in Angst und Schrecken. Das bewies zuletzt wieder ein Offener Brief von Zehlendorf­er Mietern bundeseige­ner Wohnungen an Müller.

Wenn man dann noch das Gerücht hört, dass Müller sich angeblich für das Amt des Bundesbaum­inisters in Stellung bringt, weiß man überhaupt nicht mehr, ob man nun lachen oder weinen soll. Die SPD ist in einem Zustand, in dem man ihr alles zutraut. Sogar, dass sie wirklich glaubt, gute Sachen beim Mietenpoke­r herausgeho­lt zu haben. Dass sie in diesem Feld bei den Wählern noch einen Blumentopf gewinnen kann, scheint allerdings ausgeschlo­ssen.

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Foto: nd/Ulli Winkler

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