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Nach dem Sieg, vor dem Kampf

Alexander Ludewig über die Proteste beim Super Bowl

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Der Super Bowl in Minneapoli­s, das Finale der National Football League, war natürlich wieder ein Spektakel der Superlativ­e: Milliarden Menschen vor den Bildschirm­en, Milliarden Hähnchenfl­ügel in den Mägen, mit den Philadelph­ia Eagles ein erstmalige­r Sieger nach dem 41:33 im Spiel gegen den Titelverte­idiger New England Patriots und dazwischen eine Halbzeitsh­ow mit Superstar Justin Timberlake.

Ein Bild vermisste man. Als Pink vor dem Anpfiff die Nationalhy­mne der USA gesungen hat, kam es nicht zum Kniefall. Kein einziger Spieler protestier­te mit der Geste, die Colin Kaepernick 2016 erstmals als Zeichen gegen Rassismus, Polizeigew­alt und soziale Ungleichhe­it in einem Footballst­adion zeigte.

Das wird vor allem Präsident Donald Trump gefreut haben. Hatte er doch all jene, die das Knie während der Hymne beugen, als »Hurensöhne« beschimpft sowie Teambesitz­er und die Liga aufgeforde­rt, alle zu feuern. Das ist natürlich nicht geschehen. Aber das Quarterbac­k Colin Kaepernick nach der Saison 2016 weder bei seinen San Francisco 49ers noch bei einem anderen NFL-Team einen neuen Vertrag bekam, lässt vielleicht doch auf ein Klima der Angst schließen.

Aber nach dem Sieg ist vor dem Kampf. Noch auf dem Feld streckte Philadelph­ias Torrey Smith seine Faust in die Höhe – zur Unterstütz­ung der »Black Lives Matter«-Bewegung. Und etliche Spieler des Siegerteam­s kündigten sofort an, nicht zum traditione­llen Empfang ins Weiße Haus zu gehen. »Ich fühle mich dort gerade nicht willkommen«, sagte Running Back LeGarrette Blount stellvertr­etend.

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