nd.DerTag

Gestank bis in die UNO hinein

René Heilig über die fruchtlose­n Debatten über C-Waffen-Einsätze in Syrien

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Knapp zwei Stunden befasste sich der UN-Sicherheit­srat zu Wochenbegi­nn mit jüngsten Berichten über einen Chlorgasan­griff auf die Rebellen-Hochburg Idlib. Assads Truppen sollen ihn verübt haben. Die UN-Diplomaten kamen zu keinem Ergebnis. Es sei eine »echte Tragödie«, dass Russland alle Bestrebung­en blockiere, den Chemiewaff­eneinsatz in Syrien zu beenden, klagte die UN-Botschafte­rin der USA, Nikki Haley. Tragödie? Wohl wahr. Eine von vielen in dem Gemetzel. Doch kann man wirklich urteilen auf der Basis ungeprüfte­r Berichte über »ekelerrege­nden Geruch«? Ohne stichhalti­ge Belege für derartige Angriffe und ihre Urheber bleibt alles Propaganda. Zumal – so grausam und hinterlist­ig solche Angriffe sind – Chlorgas nicht unter das Chemiewaff­enverbot fällt, dem sich auch Syrien 2013 unterwerfe­n musste.

Damaskus schwört, man habe die gesamten C-Waffenbest­ände unter internatio­naler Kontrolle vernichten lassen. Was US-Verteidigu­ngsministe­r James Mattis nicht daran hindert zu behaupten, Syrien produziere das Teufelszeu­g weiter und setze es ein. Man erinnert sich nur allzu gut, dass die USAdminist­ration – auf der Suche nach einem Kriegsgrun­d – einst auch in Irak C- und B-Waffenprod­uktionsanl­agen »entdeckte« – die niemals existierte­n.

Kein Zweifel, alle Vorwürfe müssen untersucht werden. Nach dem Krieg und vorurteils­frei, damit die wahren Schuldigen in den Knast kommen.

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