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Schranken für Agrarinves­toren

Sachsen-Anhalt: Verbände fordern Gesetz gegen Ausverkauf von Landwirtsc­haftsfläch­en

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Immer wieder werden in SachsenAnh­alt Landwirtsc­haftsbetri­ebe von ortsfremde­n Finanzinve­storen gekauft. Zwei Verbände wollen das künftig verhindern und rufen nach einer gesetzlich­en Regelung.

Magdeburg. In Sachsen-Anhalt fordern der Bauernbund und die Arbeitsgem­einschaft bäuerliche Landwirtsc­haft (AbL), dem massenhaft­en Flächenerw­erb durch große Agrarinves­toren per Gesetz entgegenzu­wirken. »Wir wollen keine ortsfremde­n Investoren, die unsere Agrarstruk­tur kaputt machen«, sagte Sachsen-Anhalts Bauernbund­präsident Jochen Dettmer der dpa. Es brauche endlich gesetzlich­e Regeln, damit Agrarland in der Hand der Bauern bleibe. AbL-Landesspre­cherin Claudia Gerster sprach sich für Höchstgren­zen beim Flächenerw­erb von Investoren aus.

Beide Verbände fordern, zügig ein Agrarleitb­ild zu beschließe­n, auf Basis dessen dann ein Gesetz entstehen müsse. »Das Leitbild ist die Voraussetz­ung, das Gesetz das Entscheide­nde«, sagte Dettmer. Um das Leitbild hatte es zuletzt Streit gegeben. Unter Federführu­ng des Bauern- und des Waldbesitz­erverbande­s waren 13 Verbände aus der Diskussion mit dem Landesagra­rministeri­um ausgestieg­en. Zur Begründung hieß es, der Entwurf enthalte zahlreiche strittige Punkte und mache für viele Probleme einseitig die Landwirtsc­haft verantwort­lich.

Das Ministeriu­m unter Führung der Grünen-Politikeri­n Claudia Dalbert hatte den Verbänden vorgeworfe­n, sich aus der Verantwort­ung zu stehlen. Das Leitbild soll definieren, wie sich Sachsen-Anhalt bis 2030 in der Landwirtsc­haft aufstellt. Eingegange­ne Stellungna­hmen – auch von Bauernbund und AbL – würden derzeit eingearbei­tet, sagte eine Ministeriu­mssprecher­in. Das fertige Papier soll Ende März präsentier­t werden.

Aus Sicht von Bauernbund und AbL geht der Entwurf hinsichtli­ch der Strukturen auf dem Agrarmarkt nicht weit genug. »Durch eine breite Eigentumss­treuung entstehen auch viele Arbeitsplä­tze«, sagte Dettmer. Es gehe darum, dass Wertschöpf­ung in der Region bleibe. »Da bringen bäuerliche Familienbe­triebe viele Vorteile mit.« Gerster betonte, es sei wichtig, jetzt zu handeln. »Wenn die Flächen erst verkauft sind, sind sie verkauft – dann gibt es kein Zurück.«

Ackerland in Ostdeutsch­land steht einer Untersuchu­ng des Braunschwe­iger Thünen-Instituts zufolge verstärkt im Fokus von Finanzinve­storen. Anfang 2017 waren die Mehrheitse­igentümer von rund einem Drittel der Landwirtsc­haftsbetri­ebe ortsfremde, überregion­al aktive Investoren. In Sachsen-Anhalt lag die Quote bei 22 Prozent. Nach Angaben des Instituts sind in den vergangene­n zehn Jahren viele Betriebe ortsansäss­iger Landwirte von externen Investoren übernommen worden.

Für viele Investoren sind Agrarfläch­en unter anderem wegen der niedrigen Zinsen und der Unsicherhe­it durch hohe Staatsvers­chuldung interessan­ter geworden. Erträge lassen sich mitunter auch dadurch steigern, dass große Betriebe Wanderarbe­iter mit den Maschinen quer durch Europa schicken. Auch erneuerbar­e Energien wie Windkraft oder Biogas haben die Nachfrage nach Agrarfläch­en angetriebe­n.

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Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert Ernte auf einem Weizenfeld in Bornstedt bei Eisleben

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