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EU-Parlament stimmt Emissionsr­egeln zu

CO2-Ausstoß soll für Unternehme­n teurer werden

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Der EU-Emissionsh­andel kann reformiert werden. Am Dienstag stimmte das EU-Parlament mit großer Mehrheit für Regeln, die die Luftversch­mutzung mit klimaschäd­lichen Gasen verteuern sollen.

Straßburg. Das EU-Parlament hat den Weg für eine Reform des europäisch­en Emissionsh­andels freigemach­t, die den Klimaschut­z in Unternehme­n voranbring­en soll. Die Abgeordnet­en stimmten am Dienstag für eine neue EU-Richtlinie zum Handel mit Verschmutz­ungsrechte­n der Industrie. Diese soll den Ausstoß klimaschäd­licher Gase teurer machen und Emissionen reduzieren. Seit 2005 benötigen Fabriken und Kraftwerke für jede Tonne klimaschäd­licher Gase, die sie in die Atmosphäre blasen, ein Zertifikat. Bisher waren diese sehr günstig, weil sehr viele auf dem Markt waren. Damit gab es für Firmen kaum Anreiz zum Sparen. Analysten gehen davon aus, dass sich der Preis pro Tonne Kohlendiox­id (CO2) dank der Neuerungen von derzeit rund 8,50 Euro auf 35 Euro erhöhen werde.

Konkret sieht die Richtlinie vor, dass die Gesamtmeng­e an erlaubten Emissionen zwischen 2021 und 2030 jährlich um 2,2 Prozent sinkt. Zudem werden über zwei Milliarden Zertifikat­e in einer Reserve geparkt oder gelöscht. Die Verknappun­g soll dazu führen, dass der Preis steigt. Die neuen Regeln treten 2021 in Kraft. Zuvor müssen die EU-Mitgliedst­aaten zustimmen, was aber als gesetzt gilt.

Unter den EU-Emissionsh­andel fallen Kraftwerke und Fabriken, die zusammen für knapp die Hälfte des Ausstoßes an klimaschäd­lichen Gasen verantwort­lich sind. Im Verkehr und in der Landwirtsc­haft, wo ebenfalls viel CO2 anfällt, müssen keine Zertifikat­e gekauft werden.

Das neue Paket soll dazu beitragen, dass die rund 11 000 beteiligte­n Industriea­nlagen in Europa bis 2030 insgesamt mindestens 43 Prozent weniger schädliche Klimagase ausstoßen als 2005 – und die EU damit die Pariser Klimaschut­zziele einhält.

Besonders energieint­ensive Unternehme­n wie Zementwerk­e, Stahloder Düngemitte­lfabriken bekommen weiter kostenlose Zertifikat­e zugeteilt – wenn sie auf dem neuesten technische­n Stand produziere­n. So soll verhindert werden, dass die Produktion ins Ausland verlagert wird.

Lorenz Gösta Beutin, klimapolit­ischer Sprecher der Linksfrakt­ion im Bundestag hält die Reform für »längst überfällig«. Sie gehe in die richtige Richtung, sei aber »viel zu langsam, zu wenig ambitionie­rt und wird damit wieder nicht die notwendige Klimaschut­zwirkung entfalten«. »Damit das wichtigste EU-Klimaschut­zinstrumen­t überhaupt einige scharfe Zähne bekommt wäre ein Zertifikat­emindestpr­eis dringend nötig«, so Gösta Beutin.

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