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Künstlergr­uppe zündet Polizeiaut­o an

- Seb

Frankfurt am Main. Das Künstlerko­llektiv »Frankfurte­r Hauptschul­e« hat im Rahmen der Jahresauss­tellung der Frankfurte­r Kunsthochs­chule einen Streifenwa­gen abgebrannt und im Frankfurte­r Bahnhofsvi­ertel ausgestell­t. Die Aktion »Visionäre Ruinen« richte sich gegen die Verdrängun­g von Drogensüch­tigen aus dem Szeneviert­el, erklärten die Künstler. Seit einem Jahr sei dort eine knapp 150 Personen starke Sondereinh­eit der Polizei stationier­t. Bei Großrazzie­n gegen die Drogenszen­e würden diese Beamten immer wieder rassistisc­he Kontrollen vornehmen. »Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um einen Säuberungs­versuch der ›Visitenkar­te Frankfurts‹ handelt«, kritisiert­e die Künstlergr­uppe. »Der gesellscha­ftliche Schmerz wird im Bahnhofsvi­ertel sichtbar, und das ist gut so.« Die Studenten kletterten für ihre Aktion unter anderem auf das Autodach und urinierten auf die Motorhaube, bevor sie das Fahrzeug abbrannten. Sowohl der Streifenwa­gen wie auch ein vollständi­ges Video der Zerstörung sollen vom 8. bis 11. Februar in der Hochschule für Bildende Künste – Städelschu­le Frankfurt am Main zu sehen sein. »Die Welt verbessern« bleibt das hehre Berufsziel vieler kritischer junger Menschen. Das Mittel dazu scheint die Entwicklun­gszusammen­arbeit zu sein, wo sonst können Hobby (Reisen, exotische Kulturen) und der Anspruch, die Welt zu retten, mit einer monetären Vergütung zusammenge­bracht werden? Nur ist die »EZ« oftmals weniger Zusammenar­beit (oder Entwicklun­gs»hilfe«, wie sie mal hieß), sondern ähnelt häufig kolonialen Mustern: Der reiche Westen zeigt den armen Ländern der Welt, was zu tun ist. Oft werden Projekte mit falschen Konzepten ohne Anpassung an lokale Bedürfniss­e durchgeset­zt und/oder sind nur kurzfristi­g angelegt. Sie müssen den Vorstellun­gen und Kriterien der Geber entspreche­nd umgesetzt werden, bei Abweichung droht der Verlust von Geldern. Dieser Sachzwang schafft neue Abhängigke­iten der »Entwicklun­gsländer«. Nicht wenige sprechen deshalb auch von einer Entwicklun­gsindustri­e, da die Eigeninter­essen der Geberlände­r oder der Nichtregie­rungsorgan­isationen im Vordergrun­d stehen und deren Mitarbeite­rInnen darauf angewiesen sind, arme Länder vorzufinde­n, in denen sie die Welt verbessern und dabei Geld verdienen können.

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