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IOC will Kampf gegen Doping reformiere­n

32 russische Sportler klagen gegen ihre Olympiaspe­rre

- Von Andreas Schirmer, Pyeongchan­g

Das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) will nach der bitteren Lehre aus dem russischen Dopingskan­dal die Regeln und das Rechtssyst­em im Antidoping­kampf umfassend reformiere­n. »Die Herausford­erung wird sein, wie wir die Integrität einer Organisati­on wie das IOC mit seinen 206 Mitglieder­n managen und schützen können«, sagte Präsident Thomas Bach am Dienstag bei der IOC-Session in Pyeongchan­g. Dazu gehöre auch, wie man der »wachsenden Macht individuel­ler Rechte« begegnen könne.

Das Urteil des Internatio­nalen Sportgeric­htshof CAS in der Berufungsv­erhandlung von 39 Athleten aus Russland, die gegen ihren vom IOC als Folge des Dopingskan­dals in ihrem Land verhängten lebenslang­en Olympiaban­n klagten, hatte viel Kritik ausgelöst. In 28 Fällen hob das CAS die Sperre auf, in elf reduzierte es die IOC-

»Bisher hat man im IOC mehr geredet als bewegt.«

Richard Pound, ehemaliger WADA-Chef

Sanktionen. Bisher sind 169 Athleten aus Russland zu den Spielen eingeladen worden. Aus dem Kreis der 28 Russen, deren Sperren vom CAS aufgehoben wurden, hatten 15 nachträgli­ch die Teilnahme beantragt. Das IOC lehnte ab.

Mitten in die IOC-Debatte über die Causa Russland platzte die Nachricht, dass weitere 32 russische Sportler auf juristisch­em Weg den Start bei den Winterspie­len erreichen wollen. Die Athleten reichten Klage beim Schweizer Bundesgeri­cht und beim CAS gegen ihren Olympiaaus­schluss ein. Dies bestätigte das Ad-hoc-Gericht des CAS in Pyeongchan­g, und will am Mittwoch ein Urteil verkünden.

Mit einer harten Kritik am Umgang mit der Causa Russland löste IOC-Mitglied Richard Pound eine ungewöhnli­ch scharfe Kontrovers­e unter seinen 100 Kollegen aus. »Ein großer Teil der Welt glaubt, dass das IOC versagt und die Athleten sauber gemacht hat«, sagte der frühere Präsident der Welt-Antidoping-Agentur. »Bisher hat man im IOC mehr geredet als bewegt. Unsere Zukunft hängt davon ab, was wir tun, aber nicht, was wir sagen«, sagte Pound und nannte die Welt des IOC einen »komfortabl­en Kokon«.

Noch vor Ende der 23. Winterspie­le muss das IOC eine weitere große Entscheidu­ng fällen. In Pyeongchan­g sind einzelne Sportler als »Olympische Athleten aus Russland« ohne Fahne und Hymne am Start. Das Nationale Olympische Komitee des Landes wurde vom IOC in Folge des Dopingskan­dals suspendier­t, aber mit der Möglichkei­t, vor der Schlussfei­er wieder aufgenomme­n zu werden. Eine entspreche­nde Empfehlung für die Wiederaufn­ahme wird das Einladungs­komitee unter der Leitung Nicole Hoevertsz an das IOCExekuti­vkomitee geben. Es wird während der Spiele beobachten, ob sich die russischen Athleten, aber auch die Fans oder die Medien entspreche­nd des olympische­n Geistes verhalten. »Ich stimme zu, dass wir Russland zurück in die olympische Familie bringen müssen, aber zu unseren Bedingunge­n, nicht zu seinen Bedingunge­n der Leugnung und des Angriffs«, mahnte Pound.

»Trotz der schwierige­n Situation gibt es auch die schöne Seite des Lebens«, sagte Bach. »Denn wir können daraus lernen und es kann der Beginn von Veränderun­gen werden in der Welt-Antidoping­Agentur, im CAS und auch im IOC. Wir haben die Diskussion darüber begonnen.«

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