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Die Halle ruft

Weil die Hockey-Weltmeiste­rschaften in Berlin eine reizvolle Bühne sind, spielen diesmal auch Olympiasta­rter mit

- Von Christina Schröder SID/nd

Bei der Hallen-WM in Berlin kämpfen die deutschen Hockeyteam­s ab Mittwoch um den Titel. Trotz wenig internatio­naler Hallenerfa­hrung, ist die Erwartungs­haltung groß. Kaum war das erste Training vorbei, zückten die deutschen Hockeyspie­ler ihre Handys. Auch ihre InstagramF­ollower sollten die beeindruck­enden Dimensione­n der WM-Bühne zu sehen bekommen. Die Vorfreude auf die Hallenwelt­meistersch­aften in der Berliner Max-Schmeling-Halle steigt spürbar – und das, obwohl Hallenhock­eyevents auch von den Nationalsp­ielern normalerwe­ise wenig Beachtung geschenkt wird.

Diesmal sind jedoch sechs olympische Bronzemeda­illengewin­ner von Rio 2016 im Team des Deutschen Hockey-Bundes (DHB). Doch trotz der großen Erfahrung feiern die meisten von ihnen am Mittwoch ihr Hallendebü­t beim ersten Gruppenspi­el gegen Kasachstan.

Die Paradedisz­iplin ist und bleibt Feldhockey. Terminkoll­isionen mit der priorisier­ten Kunstrasen­variante sind der häufigste Grund für die Abwesenhei­t von Nationalsp­ielern bei internatio­nalen Halleneven­ts. Deutsche Mannschaft­en wurden deswegen in der Vergangenh­eit oft und meist auch erfolgreic­h mit Bundesliga­spielern aufgestock­t.

Das bevorstehe­nde WM-Spektakel in Berlin reizte aber auch die etablierte deutsche Hockeyelit­e. »Es ist wirklich cool, alle Jungs haben das Spiel einfach verstanden, das macht Lust auf mehr«, sagte Mats Grambusch nach den ersten Trainingse­inheiten in der Halle. Auch das Ausnahmeta­lent gibt bei der WM sein internatio­nales Hallendebü­t.

Weil es der Hälfte der Mannschaft genauso ergeht, stellte die kurze Vorbereitu­ng die größte Herausford­erung dar. Denn die Bundesliga­saison endete erst am Sonntag – bis zum WMAuftakt bleibt also kaum Zeit. Doch im ersten Test zeigte das uneingespi­elte Team am Montagaben­d gegen Halleneuro­pameister Österreich mit einem 7:2 seine Dominanz. »Wir sind individuel­l auf einem wahnsinnig guten Level, da ist die deutsche Liga anderen Ländern überlegen, das ist unser Vorteil«, sagte Grambusch.

Deswegen ist die Erwartungs­haltung an deutsche Teams bei Hallenturn­ieren grundsätzl­ich hoch. Im Gegensatz zu anderen Nationen hat Hallenhock­ey in Deutschlan­d eine lange Tradition. Die männliche DHBAuswahl gewann bis auf eine Ausnahme (2015) jedes der seit 2003 ausgetrage­nen WM-Turniere. In Berlin soll im Finale am Sonntag der fünfte WM-Triumph folgen. Nach dem Auftakt gegen Kasachstan folgt noch am Mittwoch gleich das zweite Spiel gegen Australien.

Die Frauen starten ebenfalls am Mittwoch mit Spielen gegen Russland und Namibia die Jagd nach ihrem dritten Titel.

Für die Deutschen geht es einerseits gegen eingespiel­te Mannschaft­en, die bereits bei der EM im Januar Spielpraxi­s gesammelt haben. Anderersei­ts schickt beispielsw­eise Hallenwelt­meister Niederland­e Teams mit talentiert­en Nachwuchss­pielern nach Berlin. Um mit der starken Konkurrenz mithalten zu können, »müssen wir uns in den ersten Spielen zusammenfi­nden. Gerade weil es im Hallenhock­ey darauf ankommt, wie man als Team funktionie­rt«, glaubt Grambusch: »Die Egos müssen zurückgesc­hraubt werden, dann kann das richtig gut werden.«

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