Zur Stornierung von Versicherungsverträgen
Stornierung von Versicherungsverträgen
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Den Vergleichsportalen im Internet ist nicht wirklich zu vertrauen. Die Anzahl der Kündigungen ist da schon eine härtere Währung, um den richtigen Versicherer auszuwählen.
Glauben Sie an die Schwarm-Intelligenz? Der »Schwarm« ist eine Gruppe von Menschen, in der jeder für sich eine Lösung sucht und so durch die »Macht der Masse« zur Lösung von Problemen und zur Bewältigung von Anforderungen beiträgt, erklärt das Wirtschaftslexikon Gabler. Ein sehr großer Schwarm sind die Versicherten. Abertausende schließen täglich einen neuen Vertrag ab; Abertausende kündigen aber auch täglich einen Vertrag. Und deren Verhalten ist ein wichtiges Indiz für die Qualität eines Versicherungsunternehmens.
Kündigungen – ordentliche und außerordentliche
Genau genommen gehören Neukunden nicht dazu. Denn sie haben ab Erhalt aller Vertragsunterlagen inklusive des Versicherungsscheins ohnehin 14 Tage Zeit, ihren Antrag schriftlich oder per E-Mail zu widerrufen – ohne Angabe von Gründen. Bei Le- bens- und Rentenversicherungen beträgt die Widerrufsfrist sogar 30 Tage.
Aussagekräftiger für uns sind sogenannte Bestandskunden, die ihren Vertrag kündigen. Da gibt es zunächst die Ordentliche Kündigung. Oft kann ein Vertrag zum Ende des Jahres einfach aufgelöst werden. Ein Blick in die Vertragsunterlagen zeigt Ihnen, welche Laufzeiten und Fristen genau gelten. Der nächste mögliche Termin für den Ausstieg steht im Vertrag.
Und es gibt die Außerordentliche Kündigung. Ein Sprecher der Stiftung Warentest nennt Beispiele: Ein Vertrag könne gekündigt werden, wenn die Beiträge steigen, das versicherte Risiko wegfällt oder ein Schaden reguliert wurde.
Wie viele Kunden, in Prozent des Bestandes, ihren Vertrag vorzeitig kündigen (»stornieren«), ergibt die sogenannte Stornoquote. Sie ist aus Sicht des Fachinformationsdienstes »MapReport« ein wichtiger Indikator beispielsweise für die Qualität eines Lebensversicherers.
Die Kennzahl sagt mittelbar etwas aus über die Qualität der Beratung oder wie erfolgreich die Anlagestrategie eines Konzerns ist. Zwar hängt im Einzelfall einer Kündigung viel von der wirtschaftlichen und persönlichen Situation des Versicherungsnehmers ab, doch wir vertrauen hier einmal der SchwarmIntelligenz von vielen tausend Verbrauchern.
Nur zwei Anbieter mit Stornoquoten von unter 1 Prozent Die gute Nachricht vorweg: Die Bestandsstornoquote (Hauptversicherungen, Rückkäufe und Umwandlungen in beitragsfreie Versicherungen zuzüglich sonstiger vorzeitiger Abgänge in Prozent des mittleren Vertragsbestandes des Geschäftsjahres) der deutschen Lebensversicherer ist im vorvergangenen Jahr zum achten Mal in Folge gesunken! 2016 betrug der Wert noch 2,83 Prozent. Er lag damit um fast ein Drittel niedriger als im Jahr 2008, als noch eine »4« vor dem Komma stand.
Das mag als Zahl klein erscheinen. Doch selbst eine Stornoquote von 2,83 Prozent bedeutet, dass bei durchschnittlicher Laufzeit der Verträge von zwei Jahrzehnten mehr als die Hälfte der Policen von der Kundschaft gekündigt wird.
Im Beobachtungszeitraum blieben nur 16 von 82 erfassten Anbietern unter der 2-ProzentMarke. Auf den ersten beiden Plätzen finden sich die Hanno- versche Leben und die Württembergische Gemeinde-Versicherungen (WGV) wieder – bei denen die Quoten sogar unter 1 Prozent liegen.
Es folgen die Familienfürsorge im Raum der Kirchen, Europa und Hansemerkur mit Werten zwischen rund 1,2 und 1,5 Prozent. Stornoquoten von jeweils minimal über 1,5 Prozent werden für Cosmos, Karlsruher Leben sowie Dialog ausgewiesen.
Dahinter liegen 27 Lebensversicherer mit Werten zwischen 2 und 3 Prozent vor weiteren 23 Gesellschaften mit Stornoquoten zwischen 3 und 4 Prozent. Acht Anbieter kommen auf Werte zwischen 4 und 5 Prozent, die verbleibenden acht Lebensversicherer liegen sogar über 5 Prozent.
Wie schneiden die Branchengrößen ab?
Unser Rat: Befragen Sie vor dem Vertragsabschluss ruhig den Versicherungsvertreter (oder das Internet), wie hoch die Stornoquote seines Unternehmens ist. Genaue Angaben finden Sie auch im Geschäftsbericht eines Versicherers. Geschäftsberichte sind im Internet öffentlich zugänglich oder werden von den Gesellschaften auf Wunsch zugesandt.
Eine erhebliche Spreizung zeigt sich auch bei den Großen am Markt mit mindestens 2 Millionen Verträgen im Bestand. Am besten schneidet Marktführer Allianz mit der Gesamtposition 11 ab – mit einer Bestandsstornoquote von rund 1,7 Prozent. Mit Werten von 3,4 Prozent und schlechter liegen Generali, Nürnberger und AachenMünchener und Zurich noch unter dem Branchenschnitt.
Betrachtet man das Storno allein in der Risiko-Lebensversicherung, zeigt sich eine abweichende Reihenfolge. Für insgesamt vier Gesellschaften (Ideal, Ergo Direkt, Hannoversche und WGV) werden Quoten von unter 1 Prozent ausgewiesen.
Weitere Infos im Map-Report Nr. 897 »Biometrie-Rating deutscher Lebensversicherer«. Er enthält umfangreiches Datenmaterial zu Bilanz-, Service- und Vertragskennzahlen von Lebensversicherern. Detaillierte Zusatzinfos bietet der Map-Report 895 »Bilanzanalyse deutscher Lebensversicherer 2016« mit Geschäftszahlen über Verwaltungs- und Abschlusskosten, Nettorenditen und Marktanteile. Die Studien sind lieferbar als PDF-Datei für 85 Euro und als gedrucktes Heft für 95 Euro. Bestellungen auf der Internetseite map-report.de.