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Während der Sport schon feiert, bleibt es politisch brisant

Der IOC-Präsident lobt »beste Bedingunge­n« / Russische Sportler klagen weiter auf ihren Olympiasta­rt / Nord- und Südkorea beschimpfe­n sich

- Von Nikolaj Stobbe, Pyeongchan­g SID/nd

Das Chaos um den Start russischer Athleten wird bis kurz vor Beginn der Olympische­n Winterspie­le andauern. Und zwischen Nordkorea und den Gastgebern im Süden gibt es neue Konflikte. Erst kurz vor Beginn der Olympische­n Winterspie­le am Freitag soll endgültig feststehen, wie viele russische Sportler in Pyeongchan­g starten dürfen. »Ich hoffe, dass wir die Ergebnisse vor der Eröffnungs­feier erhalten«, sagte Thomas Bach am Mittwoch in Pyeongchan­g. Der Präsident des Internatio­nalen Olympische­n Komitees (IOC) hat sich mit dem Durcheinan­der abgefunden. »Wir haben das Timing nicht in der Hand«, meinte er. Die Russen hätten »ein Recht auf faire Anhörungen«, deshalb würden sich die Entscheidu­ngen so lange hinziehen. »Am Donnerstag­abend oder Freitagmor­gen werden die Ergebnisse bekannt gegeben«, teilte der Internatio­nale Sportgeric­htshof CAS mit.

Bislang dürfen 169 russische Athleten in Pyeongchan­g unter neutraler Flagge und als »Athleten für Russland« starten. Insgesamt weitere 47 russische Athleten haben in den letzten Tagen beim CAS Klage eingereich­t, um doch noch eine Einladung für die 23. Winterspie­le zu erhalten. Sie waren wegen Dopingverg­ehens bei den Heimspiele­n 2014 in Sotschi gesperrt. Zunächst hatte am Dienstag eine Gruppe von 32 Athleten das AdHoc-Gericht des CAS angerufen, darunter Shorttrack­ikone Wiktor Ahn und Biathlonst­ar Anton Schipulin. Einen Tag später folgte eine Gruppe mit 15 Russen, zu denen auch die Sotschi-Olympiasie­ger Alexander Legkow (Langlauf) und Alexander Tretjakow (Skeleton) gehören.

Für Thomas Bach war es wichtig, dass er für seinen Kurs in der Russland-Frage die Unterstütz­ung der IOC-Vollversam­mmlung erhalten hat. »Darüber sind wir glücklich«, sagte der 64-Jährige, nachdem die Session der IOC-Führung bei einer Abstimmung mit nur zwei Enthaltung­en nahezu komplette Rückendeck­ung gegeben hatte.

Auch personell lief es für den IOCPräside­nten auf der 132. Session Pyeongchan­g nach Wunsch. In dem Chinesen Yu Zaiqing wurde einer seiner vertrauten Mitstreite­r als Vizepräsid­ent für vier weitere Jahre bestätigt. Zudem entschied das IOC, dass die Jugend-Sommerspie­le erstmals nach Afrika vergeben werden. Olympia bleibt auf Expansions­kurs. Für die nächste Austragung im Jahr 2022 ist der Senegal Favorit. Bach erklärte auch, dass er mit großer Freu- de den Wettkämpfe­n ab Freitag in Pyeongchan­g entgegenfi­ebern würde. »Ich habe einige Wettkampfs­tätten gesehen und gestaunt. Das sind die besten Bedingunge­n, die es bislang bei Winterspie­len gab«, meinte Bach. Der Start der nordkorean­ischen Mannschaft freue ihn besonders. Das politisch mit dem Süden verfeindet­e Land wird mit 22 Athleten in fünf Diszipline­n an den Spielen teilnehmen. Dazu kommt eine Delegation aus Künstler, Funktionär­en und Medienvert­retern.

Doch über das Mitwirken des Nordens sind nicht alle glücklich. Mehrere hundert meist konservati­ve Südkoreane­r hatten im Hafen von Mukho in der Nähe von Pyeongchna­g protestier­t, als eine Gruppe von 120 Cheerleade­rn aus dem Norden mit dem Schiff anlegte. Sie zeigten Bilder des südkoreani­schen Diktators Kim Jong Un, die mit einem großen X durchkreuz­t waren, und verbrannte­n koreanisch­e Einheitsfl­aggen.

Der Norden reagierte mit wüsten Beschimpfu­ngen. Das sei der »Krampf der Psychopath­en«, hieß es aus Pjöngjang. »Jede Beleidigun­g der herrschend­en Kim-Dynastie provoziert den Zorn des Nordens«, drohte das politisch isolierte Land und bezeichnet­e die Teilnehmer an der Protestakt­ion als »menschlich­en Abschaum«.

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Foto: dpa/Ina Fassbender Russlands Skeletonpi­lot Alexander Tretjakow, Sieger der Winterspie­le 2014, will über den CAS auch noch auf den Olympiasch­litten aufspringe­n.

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