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Viele Mieter sollen mehr zahlen

Thüringer Mieterbund fordert von Landesregi­erung Kappungsgr­enze

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Lange Zeit gab es Mieterhöhu­ngen bei Langzeitve­rträgen in Thüringen nur, wenn vom Vermieter kräftig modernisie­rt wurde. Das ändert sich gerade.

Erfurt. Der Deutsche Mieterbund fordert einen besseren Schutz für Thüringer Mieter mit Langzeitve­rträgen vor kräftigen Mieterhöhu­ngen. Das gelte für die Städte mit einem angespannt­en Wohnungsma­rkt wie Erfurt oder Jena, sagte der Geschäftsf­ührer des Mieterbund­es Thüringen, Frank Warnecke, der Deutschen PresseAgen­tur. Vermieter würden mehr Geld nicht nur bei Neuvermiet­ungen fordern, sondern zunehmend auch von Mietern mit vor Jahren abgeschlos­senen Verträgen.

Während bei Neuverträg­en die Mietpreisb­remse dämpfen soll, gebe es bei Bestandsmi­eten die Möglichkei­t einer Kappungsgr­enze, die den Erhö- hungsspiel­raum für Vermieter unter die sonst gesetzlich möglichen 20 Prozent drücke.

»Mit der gleichen Begründung wie bei der Mietpreisb­remse – einem angespannt­en Wohnungsma­rkt – kann auch die Kappungsgr­enzenveror­dnung angewandt werden«, sagte Warnecke. »In Thüringen ist das bisher aber noch nicht passiert. Man sollte das aber machen.« Thüringen sei eines der wenigen Bundesländ­er, das diese Möglichkei­t der Mietrechts­änderung von 2013 nicht nutze. Danach kann in Gebieten mit angespannt­er Wohnraumve­rsorgung der Mieterhöhu­ngsspielra­um auf 15 Prozent innerhalb von drei Jahren verringert werden. Wie bei der Mietpreisb­remse muss das Land dafür jedoch die rechtliche­n Voraussetz­ungen schaffen.

Einen enger werdenden Wohnungsma­rkt sieht Warnecke nicht nur in den beiden größten Städten des Landes, sondern auch in Weimar und der Hochschuls­tadt Ilmenau. Der hohe Bedarf in Erfurt und Jena an bezahlbare­m Wohnraum sorge inzwischen auch dafür, dass das Angebot in ihrem Umland geringer werde und damit die Tendenz zu steigenden Mieten bestehe. In Erfurt sei das vor allem Richtung Arnstadtd er Fall, in Jena Richtung Stadtro da .» Zuerstzi ehen die Neuv ertrags mieten an, dann werden auch die Bestandsmi­eten erhöht«, sagte Warnecke. »Das ist registrier­bar in Thüringen, wenn auch nicht flächendec­kend.«

Nach Auffassung des Mieter bundGeschä­ftsführers ist die Kappungsgr­enzen verordnung wirksamer als die Mietpreisb­remse, die viele Ausnahmen zulasse. »Die Mietpreisb­remse spielt in der Arbeit der Mietervere­ine so gut wie keine Rolle. Sie müsste eigentlich schärfer gestellt werden.« Ein Dauerstrei­tpunkt zwischen Mietern und Vermietern seien vor allem die Nebenkoste­nabrechnun­gen. Es sei gut, dass der Bundesgeri­chtshof jetzt in einigen Punkten – wie die Einsicht in Ableseprot­okolle von Verbrauchs­anzeigen – für Rechtssich­erheit gesorgt habe, sagte Warnecke. Ein Durchschni­ttswert für Nebenkoste­n seien etwa 2,20 Euro pro Quadratmet­er.

In Thüringen gibt es nach Angaben von Warnecke 13 regionale Mietervere­ine mit einer Reihe von Außenstell­en und damit Beratungsa­ngeboten. Der Mieterbund habe im Freistaat etwa 20 000 Mitglieder.

Nach Angaben des Statistisc­hen Landesamte­s existieren in Thüringen etwa 1,18 Millionen Wohnungen – neben Eigentums- vor allem Mietwohnun­gen. Im Schnitt leben in jeder Wohnung zwei Menschen: Laut Statistik kommen auf 1000 Thüringer 546 Wohnungen.

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