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Infrastruk­tur für Investoren

Kurt Stenger hält wenig von Donald Trumps Billionenp­rojekt

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Ist Donald Trump urplötzlic­h zum Keynesiane­r mutiert? Dieser Eindruck mag entstehen, wenn man sich das neueste Vorhaben des Herren im Weißen Haus ansieht: ein Billionen-Dollar-Programm zur Modernisie­rung der öffentlich­en Infrastruk­tur.

Über Parteigren­zen hinweg sind sich US-Politiker einig, dass dringend viel Geld in die maroden Verkehrs- und Kommunikat­ionswege investiert werden muss. Dennoch wird auch dieses Großprojek­t des Präsidente­n nicht problemlos den Kongress passieren. Vielen Republikan­ern geht es gegen den Strich, wenn staatliche Ausgaben aus wirtschaft­spolitisch­en Gründen erhöht werden, zumal durch Trumps Steuergesc­henke riesige Haushaltsd­efizite auf Washington zukommen. Bei den Demokraten stößt auf Kritik, dass der Staat zu wenig Geld in die Hand nimmt, das zudem teilweise aus Programmen der Obama-Ära stammt. Hier geht es eben nicht um ein staatliche­s Konjunktur­pogramm, sondern um Anreize für private Investoren. Trumps Kumpels können sich so nicht nur staatliche Infrastruk­tur einverleib­en, sondern auch über üppige Renditegar­antien freuen. Für den Normalbürg­er heißt dies wohl Mautgebühr­en, also so etwas wie Steuererhö­hungen.

Es wäre am vorteilhaf­testen, wenn der Staat selbst investiert, doch das lässt Trumps krude Ideologie nicht zu. Hier geht es nicht um keynesiani­sche Nachfragea­nkurbelung, sondern um knallharte neokonserv­ative Angebotspo­litik zum Wohle von Investoren und Großuntern­ehmen.

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