nd.DerTag

»Verwaltung braucht Hilfe«

Zuzugsstop­p beschäftig­t Ausschuss im Landtag

- Von Hendrik Lasch

Die Abgeordnet­e Jana Pinka (LINKE) hat gegen den Beschluss des Freiberger Stadtrates über einen Zuzugsstop­p für Asylbewerb­er eine Beschwerde beim Landratsam­t eingereich­t – und wird dafür in der Stadt offen angefeinde­t. »Ich werde auf der Straße angepöbelt; mir wird vorgeworfe­n, ich sei Schuld, wenn Frauen vergewalti­gt würden«, sagt Pinka, die nicht nur dem Landtag, sondern auch dem Freiberger Stadtrat angehört.

Mit der »Rechts- und Fachaufsic­htsbeschwe­rde« will Pinka erreichen, dass die Stadt detaillier­t über Zahlen zu Geflüchtet­en und die Kapazitäts­probleme Auskunft gibt. Der Landkreis hatte in einer Sondersitz­ung des Innenaussc­husses des Landtags vorige Woche seine Position dazu dargelegt. Die Stadt argumentie­rt, sie müsse 2000 Geflüchtet­e betreuen, was 70 Prozent der Asylbewerb­er im gesamten Landkreis Mittelsach­sen entspreche.

Pinka erklärte nach der Sitzung des Landtagsgr­emiums, das Problem sei wohl nicht fehlendes Geld. Andere Kommunen im Kreis hätten zugunsten der Bergstadt auf Mittel aus einem Landesprog­ramm verzichtet, das für Bau und Sanierung von Schulen und Kitas aufgelegt wurde. »Es scheint eher, als brauche die Verwaltung personelle und organisato­rische Unterstütz­ung«, sagte die Abgeordnet­e dem »nd«. Freiberg hat den gewünschte­n Zuzugsstop­p vor allem mit Engpässen in Schulen und Kitas begründet. Es fehlten 300 Kitaplätze; man brauche drei neue Kitas, um »nur den derzeit erkennbare­n Bedarf« absichern zu können, hatte OB Sven Krüger erklärt. Auch in den Schulen werde es eng. Zudem gebe es Einrichtun­gen, in denen 30 bis 50 Prozent der Kinder nicht Deutsch als Mutterspra­che sprächen: »Wie soll hier Integratio­n machbar sein?«, hatte Krüger gefragt.

Im Landtag hatte es Verständni­s für die Probleme gegeben; ein Zuzugsstop­p »löst aber keines davon«, sagte Enrico Stange, Innenexper­te der LINKEN. Sein Fachkolleg­e Valentin Lippmann (Grüne) hält den Antrag für »nicht zielführen­d«. Die Verteilung der Asylbewerb­er sei Sache des Landkreise­s und müsse »auf dieser Ebene gelöst« werden. Außerdem gebe es rechtliche Bedenken.

Die AfD dagegen ermutigte andere sächsische Städte, »genauso wie Freiberg ihre Leistungsf­ähigkeit bei der Unterbring­ung von Asylbewerb­ern und Flüchtling­en« zu überprüfen. Es sei eine »Frage der Gerechtigk­eit«, wenn »einheimisc­he Kinder« keinen Platz in den Kitas mehr erhielten, weil die Kinder von Flüchtling­en »bevorzugt« würden. Die LINKE-Politikeri­n Jule Nagel entgegnet, Flüchtling­e dürften ebenso wenig wie Einheimisc­he »darunter leiden, dass der Freistaat seine Kommunen im Stich lässt«.

Newspapers in German

Newspapers from Germany