nd.DerTag

Vielleicht die letzte Chance

Markus Drescher über die Personal- und Demokratie­probleme der Parteien

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Erinnern sie sich noch an die Piratenpar­tei? Genau, die in Orange, mit der Digitalisi­erung und dem ständigen Riesenchao­s. Und die, die vor ein paar Jahren auf dem Höhepunkt ihres Einflusses eine Debatte darüber angestoßen hatte, wie Parteien neue Formen der Partizipat­ion finden und umsetzen können. Dann ging es abwärts mit der Partei – und der Frage nach mehr Beteiligun­gsmöglichk­eiten. Die großen Parteien konnten sich wieder zurücklehn­en und dem gewohnten Hauen und Stechen, Netzwerken und Hinterzimm­ergeschach­er freien Lauf lassen.

Doch die aktuellen Diskussion­en in CDU und SPD um Erneuerung, Verjüngung und innerparte­iliche Demokratie zeigen, dass damals eine Chance verpasst wurde, noch rechtzeiti­g im 21. Jahrhunder­t anzukommen. Statt nach Antworten zu suchen, müssen gerade die noch so genannten Volksparte­ien heute auf die harte Tour lernen, dass unabhängig von der politische­n Ausrichtun­g der Wunsch nach neuen Formen der innerparte­ilichen Auseinande­rsetzung und Mitbestimm­ung groß ist. So groß, dass es den Verantwort­lichen diesmal auch schwer fallen dürfte, die Debatte bis zur nächsten Krise wieder versanden zu lassen. So begreifen die Parteien die augenblick­lichen Konflikte entweder als Chance – womöglich letzte Chance – oder werden von Mitglieder­n und Wählern in die Wüste geschickt.

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