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Angeklagte­r Politik-Star

- Von Nelli Tügel

Die Fallhöhe ist enorm: Nicolas Hulot ist der beliebtest­e Politiker Frankreich­s und bekanntes Gesicht der Umweltbewe­gung. Als Präsident Emmanuel Macron den heute 62-Jährigen im Mai 2017 als Umweltmini­ster und stellvertr­etenden Premier ins Kabinett Philippe holte, galt dies als großer Coup. 2011 hatte Hulot sich als Präsidents­chaftskand­idat der französisc­hen Grünen zur Verfügung gestellt, war aber bei den Vorwahlen nicht erfolgreic­h. Seiner politische­n Karriere tat das keinen Abbruch: Hulot war 2015 Teil des diplomatis­chen Stabes für die Pariser Klimakonfe­renz, damals noch unter Hollande. Als »Ökostar« wurde er gefeiert, bekannt war er einem größeren Publikum zudem als Fernsehmod­erator und Filmemache­r. »Spiegel Online« spricht von einer »französisc­hen Mischung aus Thomas Gottschalk und Joschka Fischer«. Erst kürzlich hat sich Hulot mit dem Stopp des umstritten­en Flughafenn­eubaus Notre-Dame-des-Landes beliebt gemacht.

Seit einigen Tagen nun steht Hulot im Fokus der Aufmerksam­keit als Angeklagte­r – ihm wird Vergewalti­gung vorgeworfe­n. Und zwar von Pascale Mitterrand, der Enkelin des früheren französisc­hen Präsidente­n François Mitterrand. Hulot soll Mitterrand 1997 vergewalti­gt haben. Mehr als zehn Jahr später, 2008, erstattete Mitterrand Medienberi­chten zufolge Anzeige – nachdem die Verjährung­sfrist abgelaufen war.

Hulot bestritt die Vorwürfe, die damals nicht öffentlich wurden – und er tut dies noch heute. Anders als 2008 weiß nun aber ganz Frankreich von der Anzeige, Hulot selbst äußerte sich dazu am vergangene­n Donnerstag, weil die Wochenzeit­ung »Ebdo« angekündig­t hatte, die Geschichte publik zu machen. »Abscheulic­h« seien die Vorwürfe, so Hulot im TV-Sender BFMTV. Macron hatte Hulot seine »volle und herzliche Unterstütz­ung« ausgesproc­hen, auch von Premier Philippe gab’s Schulterkl­opfen. Der Name Mitterrand war zu diesem Zeitpunkt noch nicht öffentlich, allem Anschein nach wurde er gegen ihren Willen publik gemacht.

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Foto: dpa/Guillaume Horcajuelo Der Vergewalti­gung verdächtig­t: Frankreich­s Umweltmini­ster Nicolas Hulot

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