nd.DerTag

Hauptstadt der Pilotproje­kte

- Nicolas Šustr über den langen Weg zur Barrierefr­eiheit Foto: nd/Ulli Winkler

Im ach so schnellleb­igen Berlin dauern viele Dinge etwas länger. Bereits 1992 beschloss der Senat die »Leitlinien zum Ausbau Berlins als behinderte­ngerechte Stadt«. Doch mit der Umsetzung lässt man sich sehr viel Zeit. Gerade einmal sieben Ampeln wurden im Jahr 2013 mit Akustikkom­ponenten ausgerüste­t, die Blinde über die jeweilige Ampelphase informiere­n. Damit fehlen nur noch 700 Stück. Der private Ampelbetre­iber wurde im vom Senat geschlosse­nen Vertrag einfach nicht zu angemessen­en jährlichen Umrüstungs­zahlen verpflicht­et.

Tausende Bushaltest­ellen entspreche­n längst noch nicht Standards der Barrierefr­eiheit. Bis heute müssen Straßenbah­nnutzer an einigen Stopps noch direkt auf der Straße aussteigen, obwohl es andere Städte schon längst geschafft haben, die Fahrbahn an solchen Haltestell­en auf Bürgerstei­gniveau hochzupfla­stern. Damit sinkt auch die Gefahr, von unachtsame­n Autofahrer­n über den Haufen gefahren zu werden, deutlich.

Auch vergleichs­weise einfache technische Lösungen, wie die Ausrüstung von Bussen und Straßenbah­nen mit Außenlauts­prechern, um das Fahrtziel zu nennen, werden ewig verschlepp­t. Der nun beginnende zweite Pilotversu­ch wurde bereits 2014 vom damaligen Stadtentwi­cklungssen­ator Michael Müller (SPD) und dem damaligen Sozialsena­tor Mario Czaja (CDU) vereinbart. Kaum vier Jahre später beginnt die Umsetzung. Dabei ist es wohlgemerk­t nur ein Test. Dass so die Barrierefr­eiheit, ein Menschenre­cht, bis 2022 erreicht sein wird, darf durchaus bezweifelt werden.

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