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Erleuchtun­g auf der Bank der Opposition

Nord-SPD fordert mehr Geld für Grundschul­lehrer

- Von Dieter Hanisch, Kiel

Karin Prien, Schleswig-Holsteins neue Bildungsmi­nisterin in der Jamaika-Koalition aus CDU, FDP und Grünen, hat sich auf die Fahnen geschriebe­n, die Grundschul­bildung zu verbessern. Aus Sicht der CDU-Politikeri­n wird es Zeit, sich von der bisherigen »Kuschelpäd­agogik« zu verabschie­den, dafür den Fokus aber wieder mehr auf den Leistungsg­edanken zu setzen. Eine Angleichun­g der Bezahlung für Grundschul­lehrkräfte hat bei Prien zunächst keine Priorität. Für die Gewerkscha­ft GEW ist das ein großes Ärgernis, und die SPD stimmt in den Protest ein.

Die Ministerin klopft sich nach einem halben Jahr Regierungs­verantwort­ung auf die Schultern. Und mit einem Grundschul­kongress am Dienstag in Damp will sie noch einmal ein Signal setzen. »Mehr Qualität, mehr Stellen und bessere Arbeitsbed­ingungen«, lautet Priens Credo. Ab dem Schuljahr 2018/19 will die Ministerin für alle Erstklässl­er eine weitere Unterricht­sstunde einführen, ab Schuljahr 2019/20 soll dies auch für die Zweitkläss­ler gelten.

Von einer besseren Vergütung der Grundschul­lehrkräfte ist nicht die Rede. Berlin und Brandenbur­g haben sich gerade darauf verständig­t, die Bezahlung von Grundschul­pädagogen und Lehrkräfte­n an weiterführ­enden Schulen anzugleich­en – statt der bisherigen Gehaltsstu­fe A 12 soll ab 2019 auch an Grundschul­en die Gehaltstuf­e A 13 gelten. Das ist bundesweit einmalig, auch in Schleswig-Holstein wird nach A 12 bezahlt. In Brandenbur­g steht für den Wechsel die SPD-Ministerin Britta Ernst, die bis zum Frühsommer 2017, also bis zur Abwahl des Kabinetts Albig, Schulminis­terin in Schleswig-Holstein war.

Dem SPD-geführten Kabinett Albig habe es seinerzeit an Geld für die Angleichun­g der Besoldung geführt, erklärt SPD-Bildungsex­perte Martin Habersaat dazu. Jetzt jedoch habe auch Schleswig-Hol-

Die GEW begrüßt, dass sich die SPD endlich ihrer Forderung anschließt.

stein größere finanziell­e Spielräume. Bei 3100 Grundschul­lehrern würden sieben Millionen Euro benötigt, rechnen die Sozialdemo­kraten vor. »Besser spät als nie«, begrüßte GEW-Landesgesc­häftsführe­r Bernd Schauer die Tatsache, dass die SPD sich nun endlich der Gewerkscha­ftsforderu­ng anschließt. Schauer nimmt die neue Jamaika-Regierung bei der Besoldungs­gerechtigk­eit in die Pflicht: »Nur mit einem Brief an die Kultusmini­sterkonfer­enz mit einem Plädoyer für eine bundeseinh­eitliche Regelung ist es nicht getan«, sagt der GEW-Sprecher.

Auch die strengeren Anforderun­gen in Sachen Schönschri­ft, höhere Anforderun­gen beim Sprachscha­tz und die Abkehr von der Lernmethod­e »Lesen durch Schreiben« kritisiere­n GEW und SPD. Deren Experte Habersaat spricht von einem antiquiert­en Leitbild und Retro-Pädagogik: »Die Zukunft der Grundschul­e ist nicht 1955.« Auch sei die Lücke bei der Unterricht­sversorgun­g größer als dargestell­t, weil bisher unbesetzte und falsch besetzte Stellen zur rechnerisc­hen Deckung des Stunden-Solls herangezog­en wurden. Habersaat will das Thema rasch ins Landtagspl­enum bringen.

Die Grünen entgegnen der Kritik, man schaffe haushaltsp­olitisch mehr Lehrerstel­len. Die CDU hält der SPD vor, sie habe in ihrer zuletzt eigenen fünfjährig­en Regierungs­verantwort­ung all ihre jetzigen Forderunge­n nicht umgesetzt und etwa das Thema Lehrerbeda­rfsanalyse nicht angepackt.

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