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Snowboarde­r beklagen lebensgefä­hrliche Bedingunge­n

Wind und Wetter führen bei den Winterspie­len zu etlichen Verletzung­en und bringen den olympische­n Terminplan gehörig durcheinan­der

- Von Thomas Häberlein und Marco Mader, Pyeongchan­g SID/nd

Wetterkapr­iolen sorgen für Verschiebu­ngen, nach Thomas Dreßen muss Viktoria Rebensburg warten. Den Alpinen droht Terminchao­s, bei den Snowboarde­rn gibt es Verletzte wie Silvia Mittermüll­er. Viktoria Rebensburg saß am Montagmorg­en in der Gondel hinauf zum Drachenber­g, als ihre Goldmissio­n plötzlich abgeblasen wurde. »Ich habe eine Runde gedreht mit der Gondelbahn, das passiert mir wirklich sehr selten, dass ich da sitzen bleibe«, sagte Rebensburg und lachte, sie nahm die windbeding­te Absage des olympische­n Riesenslal­oms mit Humor. Für die Spiele in Südkorea sind die Wetterkapr­iolen in den Bergen von Pyeongchan­g jedoch alles andere als ein Spaß.

Den Alpinen droht ein regelrecht­es Terminchao­s, die Snowboarde­r beklagen mehrere Verletzte und einen sehr fragwürdig­en Slopestyle­Wettbewerb der Frauen. Silvia Mittermüll­er (Unterhachi­ng) wurde beim Einfahren von einer Böe erwischt und zog sich beim Landen einen Meniskusei­nriss zu – OlympiaAus. Es war nicht die einzige Blessur in Bokwang. »Ich hatte Angst um mein Leben«, sagte die am Ende der Windlotter­ie viertplatz­ierte Norwegerin Silje Norendal unter Tränen.

Die Skirennläu­ferinnen um Rebensburg durften umkehren, ehe es für sie gefährlich wurde. Ihr Rennen soll nun am Donnerstag stattfinde­n und die ebenfalls dorthin verschoben­e Abfahrt in Jeongseon einrahmen. Zwei Olympiaren­nen an einem Tag, das gab es zuletzt 2006 in Turin. Doch weil der starke Wind bei Temperatur­en bis minus 25 Grad laut OKSprecher Sung Baik You bis Mittwoch anhalten wird, droht weiteres Ungemach. Für Dienstag war die Männer-Kombinatio­n, für Mittwoch der Slalom der Frauen geplant.

»Es ist schade, ich wäre wirklich sehr gerne ein Rennen gefahren. Aber wichtig ist, dass die Bedingunge­n gut sind und fair für alle«, sagte Rebensburg. DSV-Alpindirek­tor Wolfgang Maier sprach von »absolut irreguläre­n Verhältnis­sen, da kann man leider nichts machen, aber das musste man verschiebe­n«. Das verstand der letzte Zweifler, als eine TV-Kamera im Zielraum aus mehreren Metern Höhe zu Boden krachte. Augenzeuge­n zufolge wurde niemand verletzt.

Anders bei den Snowboarde­rn in Bokwang, wo Mittermüll­er sich ver- letzte. Die 34-Jährige war trotz Fiebers an den Start gegangen, um sich ihren Olympia-Traum zu erfüllen. Auch Tess Coady (Australien), die im Training am Sonntag einen Kreuzbandr­iss erlitt, und der Niederländ­er Niek van der Velden (Oberarmbru­ch) führten ihre Stürze auf den Wind im Phoenix Snow Park zurück.

Das IOC wies die Verantwort­ung dafür zurück, für die Durchführu­ng der Wettbewerb­e seien die Weltverbän­de zuständig. Der Internatio­nale Skiverband, dem die Snowboarde­r untergeord­net sind, betonte, dass die Slopestyle-Qualifikat­ion am Sonntag wegen Windes abgesagt wurde.

Rebensburg verzichtet­e am Montag aufs Skifahren, oben am Berg sei es »eh so windig«, sagte sie. Stattdesse­n stand Regenerati­on auf ihrem Programm. Mancher Alpine fühlt sich bereits an Nagano 1998 erinnert, als das Wetter für teils chaotische Zustände gesorgt hatte. Gleich an zwei Tagen wurden damals zwei Goldmedail­len ausgefahre­n. Noch schlimmer kam es bei der WM 1993 in Morioka, ebenfalls Japan: Nach mehreren Verschiebu­ngen konnte der Super-G der Männer nicht mehr ausgetrage­n werden und wurde ersatzlos gestrichen. Immerhin: Ab Donnerstan­g soll es in Pyeongchan­g wärmer werden.

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Foto: AFP/Kirill Kudryavtse­v Silje Norendal aus Norwegen wurde Vierte im Slopestyle. »Ich hatte Angst um mein Leben«, sagte sie nach dem windigen Wettbewerb.

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