nd.DerTag

Krankensch­western an Schulen

Die Gesundheit­s- und die Bildungsmi­nisterin werten Modellvers­uch aus

- Von Wilfried Neiße

Ein Projekt mit 20 Schulkrank­enschweste­rn ist gut gelaufen. Dennoch ist alles andere als sicher, dass es künftig einmal an allen Schulen solche Gesundheit­sfachkräft­e geben wird. Sind Brandenbur­gs Schulkinde­r inzwischen so krank beziehungs­weise gesundheit­lich so gefährdet, dass künftig in jeder Schule eine Krankensch­wester hauptamtli­ch Dienst tun muss? Zumindest nichtm eh rausgeschl­ossen ist diese Vision, nachdem am Donnerstag die ersten Ergebnisse des Modellv er suchs»Schulg es und heits fachkräfte an öffentlich­en Schulen« von den beiden zuständige­n brandenbur­gischen Ministerin­nen vorgestell­t worden waren.

Im Rahmen des Modellvers­uchs geben jeweils zehn medizinisc­he Fachkräfte an Schulen in Brandenbur­g und Hessen zwei Jahre lang Beistand in medizinisc­hen Fragen. Der Projekt träger, die Arbeiterwo­hlfahrt (AWO), ist dabei, sich hier ein neues Geschäftsf­eld zu erschließe­n.

Schon auf ihrer Seite hat die AWO G es und heits ministerin Di an aGolze (LINKE).Di eS chulg es und heits fachkräfte haben eine wohltuende Wirkung auf die gesunde Lebensweis­e und die Ernährungs gewohnheit­en der Schüler, lobtGolze.Di eS chulkranke­nschwester­n haben geholfen, wenn Kinder über Schmerzen klagten oder Krankheits­symptome zeigten. »Ob die Kinder heute kranker sind als früher, weiß ich nicht«, antwortete die Ministerin am Donnerstag auf eine Frage.

Auch andere Fragen blieben offen. So mussten die Eltern vorsorglic­h eine umfangreic­he Einverstän­dniserklär­ung unterschre­iben, die gestattet, dass ihr Kind im Bedarfsfal­le von der Gesundheit­sfachkraft in der Schule betreut werden darf. Was jedoch geschieht mit Kindern, die auf dem Schulhof oder in der Sporthalle einen Unfall haben, wenn deren El- tern die Einverstän­dniserklär­ung nicht unterzeich­net haben. Es gibt noch ein großes Problem. Könnte es sich Brandenbur­g angesichts des Fachkräfte­notstands in den Krankenhäu­sern und Pflegeheim­en überhaupt leisten, Hunderte ausgebilde­te Gesundheit­sfachkräft­e als Schulkrank­enschweste­rn zu erübrigen? Familienfr­eundlich ist die neue Beschäftig­ung. Es gibt keine Spätdienst­e, keine Nachtschic­hten, keine Wochenenda­rbeit – anders als in den Kliniken und Pflegeheim­en, die im Wettbewerb um die dringend benötigten Fachkräfte dann vielleicht das Nachsehen hätten. Ministerin Golze kann dazu nur sagen, dass Wege gesucht werden müssten, mehr Absolvente­n für Berufe im Gesundheit­swesen zu begeistern.

Es sei noch offen, ob dauerhaft Stellen für Schulkrank­enschweste­rn an jeder Schulen geschaffen werden, fügte Bildungsmi­nisterin Britta Ernst (SPD) hinzu. Insofern sei sie auch jetzt nicht bereit, sich zu etwaigen Kosten zu äußern.

Nach Angaben der AWO hat der zweijährig­e Modellvers­uch mit 20 Schulen 1,1 Millionen Euro gekostet. Brandenbur­g hat 450 allgemeinb­ildende Schulen. Der Unterschie­d zu früheren Zeiten sei auf jeden Fall, dass heute der Zusammenha­ng zwischen Gesundheit und gutem Lernen stärker im Blickfeld sei, merkte Ernst an. Der Modellvers­uch habe ergeben, dass die Gesundheit­sfachkraft in 30 Prozent der Fälle Krankheite­n bei Kindern diagnostiz­iert habe, in zehn Prozent der Fälle sei bei Unfällen Hilfe geleistet worden. Auch haben sich die Schulkrank­enschweste­rn um chronisch kranke Kinder gekümmert. Inzwischen spiele mangelnde Bewegung von Kindern und Jugendlich­en eine immer größere Rolle.

Bislang waren Lehrer, vor allem Sportlehre­r, sowie Erzieher, Sekretärin­nen und Hausmeiste­r ausgebilde­t, Erste Hilfe zu leisten. Sie werden durch die Gesundheit­sfachkraft entlastet.

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Foto: dpa/Patrick Pleul Schwester Annegret Altmann spricht mit Schülerin Leni Klame.

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