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Der Hering ist früh dran

Für die Kutter- und Küstenfisc­her an der Ostsee beginnt die Saison früher als gewöhnlich

- Von Martina Rathke, Freest

Mit ersten Testfängen überprüfen die Fischer an der Ostsee derzeit die Qualität des Herings. Es scheint, als ob der Hering in diesem Jahr früher laichen wird. Ursache könnte der milde Winter sein. Die Kutter- und Küstenfisc­her in Freest (Landkreis Vorpommern­Greifswald) haben den ersten Hering angelandet. Bislang seien die Mengen mit ein bis vier Tonnen pro Tag noch sehr gering, sagte der Vorsitzend­e der Freester Fischereig­enossensch­aft, Michael Schütt. Mit Testfängen von ein oder zwei Kutterbesa­tzungen werde zunächst die Qualität des Herings geprüft. Um höhere Preise zu erzielen, wollen die Freester Fischer den Fisch erst dann aus dem Wasser ziehen, wenn der Rogen reif ist. Dies könne bald der Fall sein, sagte Schütt. Der Rogen sei bereits gut entwickelt.

Damit könnte die Heringssai­son früher als in den Vorjahren starten. Normalerwe­ise beginnt die Heringssai­son im Greifswald­er Bodden – der Kinderstub­e des westlichen Ostseeheri­ngs – erst im März. Nicht nur die Fischer sehen Hinweise auf eine frühere Laichreife. Auch die Forscher des Thünen-Instituts für Ostseefi- scherei gehen davon aus, dass die Heringe in diesem Jahr früher ablaichen werden. Bei einer ersten Ausfahrt mit einem Forschungs­schiff, die am Mittwoch im Greifswald­er Bodden zu Ende ging, sei bereits belaichte Vegetation entdeckt worden, sagte der Vize-Chef des Instituts, Uwe Krumme. Ursache für die frühen Laichaktiv­itäten könnte der milde Winter sein. Die Heringe seien darauf eingestell­t, bei einer Temperatur von vier Grad abzulaiche­n.

Bislang ist der Hering nach Angaben Schütts noch nicht massenhaft in den Greifswald­er Bodden eingeström­t. »Wir warten darauf, dass das in den nächsten Tagen passiert.« Der Hering, der bislang in Freest angelandet wurde, stamme aus den Gewässern vor Rügen. Die Fischereig­enossensch­aft in Freest ist die größte in Mecklenbur­g-Vorpommern.

Nach Angaben Schütts steht die Heringsfis­cherei in diesem Jahr vor einer schwierige­n Saison. Die Quote für den westlichen Ostseeheri­ng wurde um 39 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesenkt. Erschweren­d komme hinzu, dass die Preise nicht besonders hoch seien, da in der Nordsee die Heringsquo­te angehoben wurde, sagte Schütt.

Die Fischereib­iologen haben den Greifswald­er Bodden genau im Blick und werden in den kommenden Monaten auf Forschungs­ausfahrten die Entwicklun­g der Larven beobachten. Rund 80 Prozent des Heringsbes­tandes in der westlichen Ostsee haben dort nach Angaben des Instituts ihren Geburtsort. Seit 2004 produziert dieser Bestand schwächeln­de Nachwuchsj­ahrgänge. Im Jahr 2016 registrier­ten die Fischereib­iologen den schlechtes­ten Larvenjahr­gang seit 1990. Auch der Folgejahrg­ang von 2017 sei schwach gewesen, sagte Krumme.

Fischereib­iologen vermuten, dass ein Bündel von natürliche­n Ursachen die hohe Sterblichk­eit von Larven in einem frühen Stadium verursacht. Dies könnte durch eine klimabedin­gt erhöhte Wassertemp­eratur in der Ostsee ausgelöst worden sein. Auch wenn diese nur geringfügi­g sei, reiche dies aus, um die fein justierte Nahrungske­tte zu stören. Die Larven, so die Annahme, könnten in einem frühen Stadium verhungern.

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Foto: dpa/Bernd Wüstneck Der Freester Fischer Rene Riegert mit erstem Heringsfan­g

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