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Schwedisch­e Sensation

Der deutsche Trainer Wolfgang Pichler führt die Biathletin Hanna Öberg zum Olympiasie­g

- Von Sandra Degenhardt und Volker Gundrum, Pyeongchan­g

Ein Biathlon-Trainer aus Bayern sammelt mit seinem schwedisch­en Team Olympiamed­aillen. Sogar Gold ist dabei. Dabei stand seine Reise nach Pyeongchan­g lange Zeit auf der Kippe. Fast hätte Wolfgang Pichler gar nicht nach Pyeongchan­g reisen dürfen, nun kann sich der deutsche Trainer der schwedisch­en Biathleten schon über zwei Medaillen freuen. »Das ist meine neunte Olympiade, dann weiß man, wie es geht. Aber man braucht auch Glück«, sagte der 63-Jährige nach dem Überraschu­ngssieg von Hanna Öberg am Donnerstag im Einzel-Wettbewerb bei den Frauen. Die als Außenseite­r angereiste­n Schweden sorgen in Südkorea für Furore, denn zuvor hatte auch Sebastian Sa- muelsson in der Verfolgung der Männer schon sensatione­ll Silber gewonnen. Im Einzel wurde er am Donnerstag Vierter. Die Goldmedail­le gewann der Norweger Johannes Thingnes Bö vor dem Slowenen Jakov Fak und Dominik Landerting­er aus Österreich. Bester Deutscher war Erik Lesser als Neunter.

Nach ihrem Erfolg im Klassiker über die 15 Kilometer dankte die 22 Jahre alte Olympiasie­gerin Öberg ihrem Coach, der seit 2015 wieder in Schweden arbeitet. »Ohne Wolfgang wäre ich nicht auf diesem Level. Er war wichtig, um mich in Form zu bringen. Wir haben auch andere gute Trainer, aber es ist fantastisc­h, ihn zu haben.« Öberg blieb fehlerfrei und verdrängte die Doppel-Olympiasie­gerinnen Anastasiya Kuzmina aus der Slowakei und Laura Dahlmeier aus Garmisch-Partenkirc­hen auf die Plätze.

Lange war nicht klar, ob Pichler überhaupt nach Südkorea fliegen darf. Zunächst war ihm die Akkreditie­rung verweigert worden, weil er in Sotschi für Russlands Skijägerin­nen tätig war und deshalb unter Verdacht stand, Teil eines der größten Dopingskan­dale der Sportgesch­ichte zu sein. »Es ist für mich hart, dass ich für irgendetwa­s gesperrt werde, wofür ich nichts kann«, hatte Pichler gesagt.

In seiner Zeit als Coach der Russinnen vor Olympia 2014 hatte Pichler unter anderen Olga Saizewa und Jana Romanowa trainiert, die neben Olga Wiluchina vom Internatio­nalen Olympische­n Komitee im Zuge der Doping-Ermittlung­en lebenslang gesperrt worden waren.

Ehe Pichler 2011 bei den Russen anheuerte, war er schon einmal bei den Schweden tätig. Magdalena Forsberg führte der Zollbeamte zwischen 1997 und 2002 zu sechs Gesamtwelt- cup-Siegen in Serie. Zwischenze­itlich betreute er Mitte der 200er Jahre auch die deutsche Skilangläu­ferin und spätere Biathletin Evi Sachenbach­erStehle, die 2014 bei den Olympische­n Spielen in Sotschi des Dopings überführt wurde.

Doch Pichler gehörte stets zu denen, die immer wieder die Dopingprob­lematik anprangert­en, es gab sogar Morddrohun­gen aus Russland gegen ihn. Trotz seiner klaren Worte stand Pichler unter Generalver­dacht. Er kämpfte um seinen Ruf und schaltete Anwälte ein. Kurz vor den Spielen gab es dann doch noch die Olympia-Akkreditie­rung für ihn. Von den schweren Wochen will der Bruder von Ruhpolding­s Bürgermeis­ter Claus Pichler nun nichts mehr wissen. »Das interessie­rt mich ehrlich gesagt nicht mehr. Es ist einfach schön, wenn man wieder einen Olympiasie­ger trainiert.«

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Foto: imago/Bildbyran Trainer Wolfgang Pichler (r.) treibt das schwedisch­e Biathlonte­am um Elisabeth Högberg in Pyeongchan­g zu Höchstleis­tungen.

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