nd.DerTag

Böses Ende für den Kapitalism­us

Simon Poelchau über die wachsende Zahl der Gegner von Trumps Steuerrefo­rm

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Man kann sich mittlerwei­le fragen, ob Siemens-Chef Joe Kaeser bald der letzte Verfechter der Steuerrefo­rm von US-Präsident Donald Trump sein wird. Nun meldete sich nämlich auch Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein kritisch zu Wort, der eigentlich zu den Profiteure­n der Reform gehört. Zwar lobte der Investment­banker den US-Präsidente­n gegenüber CNN für seine Wirtschaft­spolitik, doch warnte er im gleichen Atemzug, dass es wegen Trumps Steuer- und Ausgabenpo­litik ein »böses Ende geben könnte«.

Die Angst, die Blankfein und andere umtreibt, ist, dass die Steuersenk­ungen und das Investitio­nsprogramm, das Trump jüngst ankündigte, die USWirtscha­ft überhitzen könnten. Die Folge wäre, dass ein Jahrzehnt nach der großen Finanzkris­e von 2008 irgendwann und irgendwo wieder eine Blase platzen könnte. Natürlich sorgen sich Blankfein und Co. dabei vor allem darum, dass ihre Rendite auch in zwei Jahren noch stimmt. Doch sind ihre Ängste durchaus berechtigt. Spätestens seit der Ökonom Thomas Piketty bewiesen hat, dass wachsende Ungleichhe­it zu sinkendem Wirtschaft­swachstum führt, müsste eigentlich jedem klar sein, dass zu viel Umverteilu­ng von Unten nach Oben dem Kapitalism­us mehr schadet als nützt.

Es scheint also so, als ob der Kapitalism­us zehn Jahre nach der Finanzkris­e bald mal wieder vor sich selbst geschützt werden muss. Doch wollen wir das?

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