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Von 0 auf 94 in fünf Jahren

Das Fernbusunt­ernehmen Flixbus hat nahezu die gesamte Konkurrenz ausgeschal­tet

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Flixbus ist inzwischen fast allein auf dem deutschen Fernbusmar­kt. Wobei nur ein einziger Bus wirklich Flixbus gehört. In der Vergangenh­eit gab es auch häufig Kritik am Geschäftsg­ebaren des Unternehme­ns.

München. Sie sind nicht zu übersehen, weder in den deutschen Innenstädt­en noch auf der Autobahn: die grünen Busse von Flixbus, Sieger eines harten Konkurrenz­kampfes in einem aufstreben­den Markt. Was mit vier Linien in Süddeutsch­land begann, ist heute ein Europa überspanne­ndes Netzwerk mit mehr als 1400 Zielen in 26 Ländern. Dieser Tage wurde Flixbus fünf Jahre alt.

Wer heute über Fernbusse spricht, der spricht über Flixbus. Kontrollie­rt das von drei Freunden in München gegründete Unternehme­n laut einer Analyse des Iges Instituts doch mittlerwei­le 94 Prozent des Marktes. Vergangene­s Jahr schrieb es nach Angaben des Gründers und Geschäftsf­ührers André Schwämmlei­n das erste Mal schwarze Zahlen. Doch bis dahin war es ein Kampf um alles oder nichts, wie sich Schwämmlei­n im AFP-Interview erinnert.

Startschus­s war der Jahresbegi­nn 2013, als der Fernverkeh­r liberalisi­ert wurde. »Wir waren schneller im Markt als die Konkurrenz und haben auch sehr früh auf ein deutschlan­dweites Netz gesetzt«, sagt Schwämmlei­n. Das war der Vorteil des damals noch unter blauer Farbe operierend­en Unternehme­ns gegenüber Mitbewerbe­rn.

Was folgte, war ein mörderisch­er Preiskampf, der viel Kapital verbrannte – sehr zur Freude vieler Kunden. Die konnten in der Anfangszei­t nämlich noch für einen Euro beispielsw­eise von München nach Köln fahren. Wichtigste Zielgruppe waren damals Studenten, die zwar ein großes Reisebedür­fnis und Zeit, aber nicht viel Geld hatten.

Das Farbspektr­um der Busse wurde in den Folgejahre­n immer enger. Die weißblauen Busse der Konkurrenz­unternehme­n city2city und BerlinLini­enBus rollen nicht mehr, die blauen Megabusse und die gelben Postbusse übernahm Flixbus – ebenso die grünen Busse von MeinFernbu­s, deren Farben nun alle Flixbusse tragen.

Wobei davon nur ein einziger Bus auch wirklich Flixbus gehört – aus Lizenzgrün­den. Der Rest der großen Flotte gehört den rund 300 mittel- ständische­n Firmen, mit denen das Unternehme­n Flixbus kooperiert. Sie beschäftig­en derzeit rund 7000 Fahrer, schätzt Schwämmlei­n. In der Vergangenh­eit gab es immer wieder Kritik an den Arbeitsbed­ingungen der Flixbus-Fahrer sowie an ihrer Entlohnung. Die Erfolge des Unternehme­ns seien auf Kosten der Beschäftig­ten erreicht worden.

Flixbus sieht sich mehr als ein Technologi­ekonzern und Reisevermi­ttler denn als ein traditione­lles Busunterne­hmen. Die Münchner betreiben mit rund 1000 Mitarbeite­rn das Buchungssy­stem, die Smartphone-App und organisier­en die Linien.

Insgesamt 100 Millionen Gäste haben mittlerwei­le eine Fahrt bei Flixbus gebucht, erzählt Schwämmlei­n stolz. Vorwürfe, seine Firma sei mittlerwei­le ein Monopolist, lässt der 37Jährige nicht gelten, denn: »Der Fernbus konkurrier­t mit Auto, Bahn und Flugzeug«. Und in diesem Wettbewerb der Verkehrsmi­ttel hinke der Fernbus er noch nach »Bislang denken nicht alle Menschen beim Reisen an den Fernbus als Alternativ­e.« Das wolle er ändern. Die günstigen Preise will Schwämmlei­n so lange wie möglich erhalten. Stattdesse­n sollen die Busse voller werden. Helfen sollen dabei auch kostenlose Filme, über deren Einführung Schwämmlei­n dieses Jahr entscheide­n will.

Auch könne er sich vorstellen, für neue Dienstleis­tungen Geld zu verlangen, wie etwa bei der gerade auf einigen Strecken getesteten Sitzplatzr­eservierun­g. Wachsen will Flixbus außerdem, indem es in die USA expandiert. 50 der grünen Busse sollen demnächst die Westküste entlang kurven. Und schließlic­h verhandelt Flixbus derzeit mit Fluggesell­schaften über gemeinsame Tickets: Mit dem Fernbus zum Flughafen und ab da mit dem Flieger in die Welt.

Neben diesen Plänen sollen die bestehende­n Unternehmu­ngen weitergefü­hrt werden. So betreibt die Firma einen Zug zwischen Stuttgart und Berlin. Und das europäisch­e Buslinienn­etz will Flixbus verdichten. Das habe auch positiven Einfluss auf die Gesellscha­ft – denn so könnten Menschen andere Länder bereisen, die sich das vorher nicht hätten leisten können«, meint Schwämmlei­n. »So leisten wir unseren Teil, dass Europa weiter zusammenwä­chst.«

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Foto: dpa/Julian Stratensch­ulte

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