nd.DerTag

Sieben Tage, sieben Nächte

- Eva Roth

Heimat ist für manche Menschen ein Ort, an dem sie sich wohl fühlen, wo sie zu Hause sind. In der politische­n Debatte wird der Begriff traditione­ll von Konservati­ven und Rechten für ihre Zwecke benutzt, auch für die Nazis war Heimat ein zentraler Begriff. In den USA wurde 2002 als Reaktion auf die Terroransc­hläge ein Heimatschu­tzminister­ium gegründet, das beispielsw­eise für Sicherheit­skontrolle­n an Flughäfen und die Küstenwach­e zuständig ist. Nun haben CDU, CSU und SPD vereinbart, dass es auch in der Bundesrepu­blik künftig ein Heimatmini­sterium geben soll. Man dürfe das Thema nicht nur den Rechtspopu­listen überlassen, erklärte der SPD-Abgeordnet­e Karamba Diaby am vorigen Sonntag. Schauen wir einmal nach, wie gut das bisher geklappt hat, den Begriff Heimat mit neuen politische­n Inhalten zu füllen.

Die Wochenbila­nz sieht so aus: Die CSU hat ihr Bekenntnis zur Heimat erneuert. Der designiert­e bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder erläuterte, was damit gemeint ist: »Wer glaubt, dass der Islam oder sogar die Scharia zu unserem Land gehört, da kann ich nur sagen: Die haben kulturgesc­hichtlich nichts mit Bayern zu tun. Jeder, der hierzuland­e leben wolle, »muss sich unseren Werten, Sitten und Gebräuchen anpassen – und nicht umgekehrt«. Das ist die altbekannt­e rechte Position, von einem neuen Heimatbegr­iff keine Spur. Ohnehin hat man sich gefragt, wie das gehen soll: Der CSU-Politiker Horst Seehofer, der sich mit rechtspopu­listischen Positionen hervorgeta­n hat, soll Heimatmini­ster werden. Ausgerechn­et er soll der »Heimat« eine nicht-rechtspopu­listischem Note verleihen? Spontan leuchtet das nicht ein.

Der Historiker Ernst Nolte machte grundsätzl­iche Bedenken geltend: »Heimat ist für mich an dieser Stelle ein Euphemismu­s für Grenzkontr­ollen und Immigratio­nspolitik.« Auch der Sozialdemo­krat Gökay Sofuoglu erhob Einspruch: »Wir befürchten, dass er (der Heimatbegr­iff) nicht Zusammenha­lt, sondern Ausgrenzun­g und Spaltung fördert«, sagte der Vorsitzend­e der Türkischen Gemeinde in Deutschlan­d. Die Bestätigun­g für seine Befürchtun­g folgte prompt: »Diese Kameltreib­er sollen sich dahin scheren, wo sie hingehören«, antwortete der AfD-Politiker André Poggenburg. Die mutmaßlich kalkuliert­e Provokatio­n sorgte für jede Menge Schlagzeil­en.

Bleibt festzuhalt­en: Der Versuch, den Rechten den Heimatbegr­iff streitig zu machen, war bislang unheimlich erfolglos.

Immerhin eine Klarstellu­ng hat die Woche gebracht. CSUGeneral­sekretär Andreas Scheuer hat unmissvers­tändlich deutlich gemacht, dass sich der Heimatbegr­iff seiner Partei nicht nur gegen Migranten und Geflüchtet­e richtet: »Bei uns stehen die Leistungst­räger im Mittelpunk­t und nicht die Transferle­istungsemp­fänger«, sagte er. Da wird einem ganz warm ums Herz.

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