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Ein Sozialtick­et für zwei Länder

- Andreas Fritsche hält bezahlbare Mobilität für unbedingt nötig Foto: nd/Ulli Winkler

Besser als verbilligt­e Sozialtick­ets wären selbstvers­tändlich ein generell kostenlose­r Öffentlich­er Personenna­hverkehr oder wenigstens extrem günstige Fahrschein­e für alle. Das würde viele Probleme mit Luftversch­mutzung und Lärm lösen. Da es jedoch auf absehbare Zeit wahrschein­lich nicht dazu kommen wird, muss es Sozialtick­ets geben, die es bedürftige­n Menschen ermögliche­n, mobil zu bleiben. Das ist gesellscha­ftlich und sogar volkswirts­chaftlich sinnvoll. Es ist wichtig, dass möglichst niemand auf sein enges Wohnumfeld beschränkt bleibt. Nur so können viele ehrenamtli­che Tätigkeite­n ausgeübt werden. Nur so bestehen bessere Aussichten, eine Arbeitsste­lle zu finden und dann vielleicht die finanziell­en Mittel zu haben, den vollen Fahrpreis zu bezahlen.

Mobilität ist auch eine Voraussetz­ung für die Teilhabe am kulturelle­n Leben. Es gibt schließlic­h in Berlin täglich etliche Lesungen und zuweilen auch Konzerte, zu denen der Eintritt frei ist. Der Besucher muss aber auch irgendwie zu den Veranstalt­ungsorten gelangen. In Brandenbur­g ist die Natur umsonst, der Waldspazie­rgang ist gesund, die Krankenkas­sen dürften sich über wandernde Versichert­e freuen. Aber um von Berlin zu Fuß aufzubrech­en, sind die Wege zu weit. Es spricht also aus Sicht der Hauptstadt und des Umlandes viel für ein gemeinsame­s Sozialtick­et.

In Brandenbur­g erkämpfte die LINKE im Jahr 2007 bei einer Volksiniti­ative zusammen mit der Gewerkscha­ft ver.di und mit der Grünen Liga ein brandenbur­gisches Sozialtick­et. Damals war die LINKE in Brandenbur­g thematisch am Drücker. Heute verfügt sie als Regierungs­partei gleichzeit­ig in Berlin und in Brandenbur­g über mehr Einfluss als 2007. Nach der Landtagswa­hl 2019 ist es damit möglicherw­eise wieder vorbei. Darum sollte jetzt die Chance ergriffen werden, ein länderüber­greifendes Sozialtick­et einzuführe­n.

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