Pegidianer
Der Parteinachwuchs ist auch dafür da, die oft behäbige Mutterpartei auf Trab zu halten. In dieser Konsequenz ist er sowohl in seiner Sprache als auch in seinen Forderungen oft radikaler. Im Fall der AfD ist das anders: Mittlerweile ist die Partei so weit nach rechts gerückt, dass die »Junge Alternative« (JA) nicht stärker schockieren kann, als es ein Alexander Gauland bereits tut.
Seit dem Wochenende führt Damian Lohr den etwa 1700 Mitglieder zählenden Jugendverband und tritt damit die Nachfolge des bisherigen JA-Chefs und Bundestagsabgeordneten Markus Frohnmaier an. Wie sein Vorgänger verfolgt auch der 24-jährige Wirtschaftsstudent politisch ehrgeizige Ziele. Seine Karriere verlief bisher steil und spiegelt den rasanten Aufstieg der Rechten wieder: AfDMitglied wird er mit 19 Jahren, »weil die CDU ihre Werte aufgegeben hat zugunsten jener der SPD«, wie er 2017 der »Zeit« verrät. Ein Jahr später ist er JA-Landeschef in Rheinland-Pfalz, für einige Monate stellvertretender Bundesvorsitzender. Als die Rechten 2016 in den Mainzer Landtag einziehen, profitiert auch Lohr vom 12,6-Prozent-Ergebnis. Eine Kandidatur bei der Europawahl nächstes Jahr hält er sich offen.
Wie sein Kampf um das Mandat aussehen könnte, zeigte er im Bundestagswahlkampf. Da verteilten Mitglieder der Pfälzer JA an ei- nem Infostand Pfefferspraydosen, die »aber halt nur in absoluten Notsituationen« gegen Menschen eingesetzt werden sollen, so Lohr damals. Er meint, die Parteijugend müsse, ganz nach dem Vorbild Pegidas, mehr »auf die Straße raus, muss kreativ und intelligent provozieren.« Was er darunter versteht, wird sich am 3. März in Kandel zeigen. Rechte Gruppen wollen da den Mord an einer 15Jährigen durch ihren Ex-Freund, einen Geflüchteten, instrumentalisieren. Auch Lohrs Pfälzer JA mobilisiert. Sollte es zu Gegenprotesten kommen, hat er gewiss einen historisch schiefen Vergleich parat. »Wenn ich das da draußen sehe – das erinnert mich an Weimarer Verhältnisse«, so Lohr 2016 über Proteste gegen einen Auftritt der damaligen AfD-Chefin Frauke Petry in Kirchheimbolanden.