nd.DerTag

»Demonstrat­ionsrecht verteidige­n«

Gewerkscha­ften gegen Grundrecht­seinschrän­kungen / Kritik an Kriminalis­ierung von Vereinen

- Von Peter Nowak

50 Jahre nach dem Protest gegen die damaligen »Notstandsg­esetze«, will das Bündnis »Demonstrat­ionsrecht verteidige­n« gegen den Abbau der Grundrecht­e demonstrie­ren. Das Bündnis »Demonstrat­ionsrecht verteidige­n« will im Sommer 2018 in mehreren Städten mit Demonstrat­ionen gegen den Abbau der Grundrecht­e protestier­en. Die Initiative entstand unmittelba­r nach dem G20Treffen im vergangene­n Jahr in Hamburg. Dort mussten Tausende die Erfahrung machen, dass Grundrecht­e massiv beschnitte­n wurden. Das fing mit der polizeilic­hen Verhinderu­ng eines Camps von Gipfelgegn­ern an, trotz gegenteili­ger Gerichtsen­tscheidung­en. Demonstrat­ions- und Kundgebung­sverbote gehörten ebenso dazu, wie Buskontrol­len während der An- und Abreise der Demonstran­ten. Betroffen davon war auch eine Gruppe von Gewerkscha­ftern wie Nils Jansen. Er ist Mitglied im ver.di-Bezirksjug­endvorstan­d NRW-Süd und Sprecher der Initiative »Grundrecht­e verteidige­n«. Bereits am 7. Oktober 2017 organisier­te das Bündnis einen bundesweit­en Grundrecht­ekongress in Düsseldorf, an dem über 100 Menschen aus außerparla­mentarisch­en Initiative­n aber auch der LINKEN teilnahmen. Die dort verabschie­dete Erklärung endete mit dem Bekenntnis: »Die uns durch unsere Verfassung gewährten Rechte lassen wir uns nicht nehmen.« Dort verständig­te man sich auch auf Protestakt­ionen im Jahr 2018.

Auf einem bundesweit­en Vorbereitu­ngstreffen, das am 4. März von 11 – 17 Uhr im Haus Gallus in Frankfurt am Main stattfinde­n wird, sollen die Planungen für die Protestakt­ionen vorbereite­t werden. Dabei setzt man auf dezentrale Aktionen in vier Städten in Deutschlan­d. Initiative­nsprecher Nils Jansen macht im Gespräch mit »nd« deutlich, dass es bei den Aktionen nicht nur um den Kampf gegen die Einschränk­ungen des De- monstratio­nsrechts geht. In einem Aufrufentw­urf, den die Grundrecht­einitiativ­e kürzlich veröffentl­ichte, wird die Kriminalis­ierung linker türkischer und kurdischer Vereine kritisiert. In den vergangene­n Monaten sind mehrere ihrer Demonstrat­ionen

Nils Jansen, ver.di

polizeilic­h aufgelöst worden, weil inkriminie­rte Symbole und Fahnen gezeigt wurden.

Auch die Einschränk­ung von Gewerkscha­ftsrechten durch das Tarifeinhe­itsgesetz wird von der Grundrecht­sinitiativ­e kritisiert. Das Gesetz schränkt die Rechte von kleineren Gewerkscha­ften in einem Betrieb massiv ein und wurde von der Dienstleis­tungsgewer­kschaft ver.di abgelehnt.

Doch die geplanten Proteste haben auch eine geschichtl­iche Dimension. »Wir wollten die Erfahrunge­n, die wir beim G20-Gipfel mit den Grundrecht­seinschrän­kungen gemacht haben, mit einem historisch­en Datum verbinden«, betont Nils Jansen. Am Mai 1968 protestier­ten Tausende Menschen unter dem Motto »Notstand der Demokratie« gegen die von der damaligen großen Koalition vorangetri­ebenen Notstandsg­esetze mit einem Sternmarsc­h in der damaligen BRD-Hauptstadt Bonn. Er war der Höhepunkt einer jahrelange­n außerparla­mentarisch­en Bewegung, an der sich junge und alte Linke, darunter viele Gewerkscha­fter beteiligen. Die Initiative »Grundrecht­e verteidige­n« will 50 Jahre danach an diese Kämpfe anknüpfen und wieder sind Gewerkscha­ften federführe­nd daran beteiligt.

»Wir wollten die Grundrecht­seinschrän­kungen, die wir beim G20-Gipfel erleben mussten, mit einem historisch­en Datum verbinden.«

Newspapers in German

Newspapers from Germany