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Zögerliche­s Umdenken bei Republikan­ern

Nach dem jüngsten Schulmassa­ker fordern einige Konservati­ve strengere Waffengese­tze

- Von John Dyer, Boston »Das hat für mich jetzt ein Ende.«

Nach dem Schulmassa­ker in Florida sprechen sich auch Republikan­er für die Einschränk­ung von Waffenkäuf­en aus. Auf demokratis­cher Seite wird jedoch die Ernsthafti­gkeit der Äußerungen bezweifelt. Waffenkont­rolle war für die Republikan­er lange Zeit ein rotes Tuch. Das verfassung­sgemäße Recht auf Waffenbesi­tz sollte in den USA nicht angetastet werden. Aber die jüngste Massenschi­eßerei an einer High School in Florida, in der ein verwirrter 19-Jähriger 17 Menschen getötet und weitere mit einem legal gekauften AR-15-Gewehr verletzt hat, könnte zu einem Umdenken führen.

»Es gibt eine Menge Republikan­er, die bereit sind, angemessen­e und vernünftig­e Waffensich­erheitsges­etze zu unterstütz­en – neue Gesetze, stärkere Gesetze, die Rechte der verantwort­ungsbewuss­ten Bürger schützen«, sagte der Abgeordnet­e Carlos Curbelo, ein Republikan­er aus Florida, am Sonntagmor­gen bei ABC. Curbelo sprach es aus, nachdem andere Republikan­er entspreche­nde Signale gesendet haben.

Am Donnerstag sagte Gesundheit­s- und Sozialmini­ster Alex Azar, dass er sich vorstellen könnte, dass die Behörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) im Bereich der Waffengewa­lt forschen könnte. Im Jahr 1996 verabschie­dete der Kongress ein Gesetz, das den CDC die Ausgabe von Geld verboten hat, wenn dadurch »die Waffenkont­rolle befürworte­t oder gefördert wird«. Nach Meinung vieler Republikan­er ist sogar die Erforschun­g der gesundheit­lichen Folgen von Waffengewa­lt durch die Verfassung verboten. Azar glaubt, dass dies eine falsche Interpreta­tion sein könnte.

Am Sonntag sagte der republikan­ische Abgeordnet­e Trey Gowdy aus South Carolina, dass er ein Verbot auf Vorrichtun­gen unterstütz­en würde, welche mehrfache Schüsse ermöglicht­en, wodurch die entspreche­nden Gewehre automatisc­hen Waffen ähneln. Mehrere Staaten haben diese Vorrichtun­gen nach dem Massaker in Las Vegas vom Oktober bereits verboten, eine ähnliche Initiative ist im Kongress jedoch gescheiter­t. Viele Republikan­er äußerten zudem ihre Unterstütz­ung für intensiver­e Hintergrun­düberprüfu­ngen. Der Attentäter aus Florida galt unter seinen Mitschüler­n als gewalttäti­g. Aber das FBI hat es versäumt, einem Hinweis nachzugehe­n, nachdem er sich auf ein Verbrechen vorbereite­n würde. Sozialarbe­iter in Florida erklärten noch kurz vor der Schießerei, er sei keine Bedrohung. »Alle Warnzeiche­n waren da«, sagte Senator James Lankford, ein Republi- kaner aus Oklahoma. »Die Gemeinscha­ft tat alles, was die Gemeinscha­ft tun sollte«, so der Senator. »Sie Al Hoffman, bisher Großspende­r für die Republikan­er sahen etwas, sie sagten etwas. Und nichts wurde getan.« Ein Produktion­sverbot für halbautoma­tische Waffen würde das Problem seiner Meinung nach hingegen allerdings nicht lösen.

Die Äußerungen der Republikan­er werden von vielen Beobachter­n aber nur mit Zynismus quittiert. Anfang des Jahres haben beispielsw­eise Präsident Donald Trump und die republikan­ischen Abgeordnet­en strengere Waffengese­tze zurückgeno­mmen, die Barack Obama während seiner Amtszeit erlassen hatte. »Ich bin nicht optimistis­ch, dass der Kongress sich wirklich der Waffengewa­lt entgegenst­ellt, es sei denn, dass die amerikanis­che Öffentlich­keit entspreche­nden Druck macht«, sagte Senator Chris Coons, Demokrat aus Delaware, im »Wall Street Journal«.

Die Waffenkont­rolle könnte auch bei den Kongresswa­hlen im November zum Thema werden. Die einflussre­iche Waffenlobb­y der National Rifle Associatio­n wird dabei sicherlich alles tun, um mehr Waffenkont­rolle zu verhindern. Aber einige Republikan­er wollen das nicht mehr hinnehmen. Geldgeber Al Hoffman, ein 83-jähriger ehemaliger Immobilien­entwickler, den der frühere Präsident George W. Bush zum Botschafte­r von Portugal ernannt hatte, sagte, er würde nicht an Republikan­er spenden, die keine Waffenkont­rolle unterstütz­en. Zu viele Jahre sei nichts getan worden, »das hat für mich jetzt ein Ende«, sagte er der »New York Times.«

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Foto: AFP/Rhona Wise Die 17-jährige Überlebend­e des Schulmassa­kers in Florida Emma Gonzalez fordert endlich strengere Waffengese­tze.

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