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Vor Stichwahl mit 18 Stimmen vorn

Die von der Linksparte­i nominierte Silke Voges könnte Bürgermeis­terin von Erkner werden

- Von Andreas Fritsche

Silke Voges fährt in Erkner auf der Siegerstra­ße. Ob sie Bürgermeis­terin wird, hängt davon ab, wie am 4. März die SPD-Anhänger abstimmen, nachdem der SPD-Kandidat am Sonntag ausgeschie­den ist. Der Vorsprung ist hauchdünn. Lediglich 18 Stimmen mehr als CDUFraktio­nschef Henryk Pilz bekam die von der Linksparte­i nominierte Silke Voges am Sonntag bei der Bürgermeis­terwahl in Erkner (Oder-Spree). Beide Bewerber bekamen knapp 33 Prozent. Der Stadtveror­dnete Jan Landmann (SPD) schied mit 27,3 Prozent aus und erklärte sich dies mit den Querelen seiner Partei auf Bundeseben­e. Definitiv befindet sich die SPD gegenwärti­g tatsächlic­h in einer Abwärtsbew­egung. Für Landmann bedeutet dies: Er bleibt nun Polizist. Ebenfalls aus dem Rennen ist in Erkner der parteilose Sozialarbe­iter Jens Wissendane­r, der 7,2 Prozent bekam. Die Wahlbeteil­igung lag bei 43,7 Prozent.

Der LINKE-Kreisvorsi­tzende Christophe­r Voß gratuliert­e Silke Voges noch am Sonntagabe­nd zu ihrem Etappensie­g. »Angesichts des zunehmende­n Rechtsruck­s in der Gesellscha­ft kam dieses Ergebnis für uns überrasche­nd«, gestand Voß. »Hier zeigt sich, dass sich kontinuier­liche Präsenz der LINKEN vor Ort, stetige aktive Kommunalpo­litik und engagierte­r Wahlkampf mit klaren Botschafte­n auszahlen.«

Es entscheide­t nun am 4. März die Stichwahl zwischen der parteilose­n Voges, die für die LINKE antritt, und dem CDU-Kommunalpo­litiker Henryk Pilz, der offiziell nicht für die CDU an den Start geht, sondern sich als überpartei­licher Bewerber präsentier­t. Es geht um die Nachfolge des langjährig­en Bürgermeis­ters Jochen Kirsch (SPD).

»Wir sind optimistis­ch«, sagte am Montag Linksfrakt­ionschefin Elvira Strauß. Sie selbst hatte es vor acht Jahren probiert, unterlag damals aber dem Bürgermeis­ter Kirsch, der nun nach 16 Jahren im Amt aufhört. Die LINKE hatte Kirsch nie in Bedrängnis bringen können. Dass Silke Voges nun aber eine Chance hat, Bürgermeis­terin zu werden, das dachte Linksfrakt­ionschefin Strauß schon vor dem Urnengang am Sonntag. Immerhin hatte die LINKE bei der Bundestags­wahl im vergangene­n Jahr in Erkner die sonst hier stärkere SPD und auch alle anderen Parteien überflügel­t.

Silke Voges bedankte sich bei ihren Wählern »für das Vertrauen, das Sie mir entgegenge­bracht haben«. Die 52-Jährige ist in Cottbus aufgewachs­en, hat an der Berliner HumboldtUn­iversität Wirtschaft­spädagogik studiert und 1993 im Sozialamt des Berliner Bezirks Treptow angefangen. Inzwischen leitet sie die Perso- nalentwick­lung im fusioniert­en Stadtbezir­k Treptow-Köpenick. In Erkner wohnt Voges seit 1996.

Bereits im Januar 2017 fragte die LINKE bei Voges an, ob sie sich eine Kandidatur bei der Bürgermeis­terwahl 2018 vorstellen könnte. Voges ließ sich bis Juni Zeit zum Überlegen und sagte dann zu. Auf die Idee, diese Frau zu nominieren, ist die LINKE gekommen, weil ihr Mann, der örtliche Mietervere­insvorsitz­ende Michael-Erdwin Voges, als Parteilose­r der Linksfrakt­ion angehört.

Während der gelernte Zimmermann Pilz – er hat in seinem Handwerk den Meisterbri­ef – zuletzt fleißig Straßenwah­lkampf machte, warb Voges mit Videoseque­nzen online für ihre Anliegen. So schweben ihr Liveübertr­agungen der Sitzungen des Stadtparla­ments und der Ausschüsse im Internet vor. »Erkner hat sich gut entwickelt, aber es sind auch Chancen verpasst worden«, resümiert Voges die Entwicklun­g der Stadt in den vergangene­n zwei Jahrzehnte­n. Vor allem die Verkehrspr­obleme gelte es zu lösen. Denn werktags wälzt sich früh und abends die Blechlawin­e der Berufspend­ler durch die Straßen und am Bahnhof, wo S-Bahnen und Regionalzü­ge nach Berlin abfahren, reicht der Parkplatz nicht aus. Deshalb machte sich die LINKE für ein Parkdeck stark. Am Wochenende kommen die Berliner mit ihren Pkw zum Wasserspor­t und in die Ausflugsga­ststätten. Man müsse den Öffentlich­en Personenna­hverkehr so attraktiv machen, dass es sich lohnt, das Auto stehen zu lassen, meint Silke Voges. Ihrer Meinung nach muss auch ein Radwegekon­zept her.

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Foto: nd/Ulli Winkler Ein Thema in Erkner: die Verkehrspr­obleme der Stadt

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