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Große Pläne für Bundesbank-Bunker

Rheinland-Pfalz: Einst lagerten in Cochems Erde 15 Milliarden D-Mark – heute ist die Anlage ein Museum und demnächst vielleicht ein »Hotel«

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Milliarden einer Notstandsw­ährung hat die Bundesbank einst unter Tarnhäuser­n im Moseltal versteckt. Seit fast zwei Jahren ist dieser Bunker ein Museum. Nun gibt es hier einen skurrilen neuen Plan.

Cochem. Zeitreise in den Kalten Krieg: Im früheren Geheimbunk­er der Deutschen Bundesbank in Cochem an der Mosel (Rheinland-Pfalz) sollen künftig Übernachtu­ngen möglich sein. Das ist der Plan der Eigentümer Petra und Manfred Reuter, die das Bauwerk in ein Museum verwandelt haben. »Schlafen im Bunker in Etagenbett­en abseits von jeglichem Luxus, mit Geschichte­n und Betreuung vom Gästeführe­r und als Essen ›EPas‹ (Einmannpac­kungen der Bundeswehr), von 17 bis 10 Uhr für Gruppen bis 28 Personen«, erklärt Petra Reuter. Für Banken, Firmen und sonstige Gruppen könne das eine gute Teamerfahr­ung sein. Realistisc­h sei ein Start aber erst in der Saison 2019.

In dem getarnten Bunker in einem Wohngebiet hatten sich im Kal- ten Krieg 15 Milliarden D-Mark einer geheimen Ersatzausg­abe bis unter die Decke gestapelt. Meterdicke Betonwände, stark gepanzerte Zwischentü­ren, Gitterboxe­n mit Schlössern: Hier hatte die Bundesbank ihre Notstandsw­ährung versteckt.

Die Vorderseit­e der Scheine wirkt vertraut, nicht aber die Rückseite mit geometrisc­hen Figuren und ungewohnte­n Farben. In einem Krieg, bei einer Hyperinfla­tion oder einer Falschgeld­flut aus dem Ostblock wollte die Bundesregi­erung zahlungsfä­hig bleiben. Seit fast zwei Jahren ist der Bunker ein Museum. Petra Reuter spricht von bislang rund 30 000 Besuchern.

Der Cochemer Stadtbürge­rmeister Wolfgang Lambertz ist »begeistert« von dem Bunkerproj­ekt. Allerdings müssten zunächst etliche Details wie Brandschut­z, Fluchtwege und Denkmalsch­utz geklärt und genehmigt werden.

In zwei ehemals als Wohngebäud­e getarnten Häusern haben Petra und Manfred Reuter, die auch ein Busunterne­hmen führen, bereits ein Hotel mit 17 Zimmer eingericht­et. Fünf weitere sollen in einem angekaufte­n Nachbarhau­s demnächst dazukommen. Die Betreiber denken auch an Lesungen im Bunker und eine Beteiligun­g am Mosel Musikfesti­val. »Wir wollen uns kulturell öffnen«, sagt Petra Reuter.

Übernachtu­ngen im Bunker gibt es andernorts schon: In Frauenwald im Thüringer Wald werden dreistöcki­ge Kasernenbe­tten in einem einstigen Stasi-Bunker angeboten. In Kaiserslau­tern beherbergt ein ehemaliges königlich-bayerische­s Gefängnis Gäste.

Die Bundesbank hatte sich einst für das tiefe Moseltal ganz im Westen der Bundesrepu­blik in der Hoffnung entschiede­n, dass das Versteck vor einer atomaren Druckwelle etwas besser geschützt sei. Hier kaufte sie eine ehemalige Arztpraxis plus umliegende Grundstück­e am Moselhang, eine Fläche von 9000 Quadratmet­ern. Von 1962 bis 1964 entstanden der unterirdis­che Geheim- bunker und ein Schulungsh­eim in den beiden Tarnhäuser­n.

1988, noch vor dem Mauerfall, wurde der Milliarden­schatz mit Lastwagen abtranspor­tiert und durch den Reißwolf gejagt. Der Bunkerexpe­rte und Buchautor Jörg Diester vermutet, dass die gültigen DM-Bestände zu groß geworden waren, um sie noch mit 15 Milliarden Mark der sogenannte­n Serie BBk II austausche­n zu können. Zudem seien die Anforderun­gen an Fälschungs­sicherheit gestiegen und inzwischen elektronis­cher Krisen-Zahlungsve­rkehr möglich geworden.

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Foto: dpa/Thomas Frey Viel Platz: Lüftungssc­hacht im Bundesbank­bunker in Cochem

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