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Union und LINKE sorgen sich um die SPD

Sozialdemo­kraten verharren im Umfragetie­f / Für einige Konkurrent­en ist dies kein Grund zur Freude

- Von Aert van Riel Mit Agenturen

Nach aktuellen Umfragen konkurrier­en Sozialdemo­kraten und AfD um den zweiten Platz im Parteienra­nking. Das politische Berlin fragt sich, ob die SPD noch eine Volksparte­i ist. Der Basisentsc­heid über den Eintritt in eine erneute Große Koalition hat der SPD zahlreiche neue Mitglieder beschert. Zugleich sind aber immer mehr Wähler von den Sozialdemo­kraten enttäuscht. Am Montag war eine Umfrage des Insa-Instituts veröffentl­icht worden, wonach die SPD mit 15,5 Prozent knapp hinter der AfD liegt, die demnach auf 16 Prozent kommt. Andere Institute sahen die SPD nur knapp vor der AfD.

SPD-Vize Thorsten SchäferGüm­bel räumte am Dienstag im Gespräch mit dem SWR ein, dass »die Lage ernst ist«. Die Partei habe »ein großes Paket« und »viel Arbeit« vor sich. Die Erneuerung der SPD sei in den vergangene­n Wochen leider liegen geblieben, sagte er mit Blick auf das Personalch­aos der Partei. »Wenn wir uns auf unsere Stärken besinnen, wenn wir unsere Inhalte schärfen und wenn wir die Personalde­batten liegen lassen, dann sind wir, glaube ich, auf einem guten Weg«, sagte Schäfer-Gümbel.

Vertreter konkurrier­ender Parteien, die kaum von den Verlusten der SPD profitiere­n, äußerten sich besorgt. »Ich glaube, Deutschlan­d braucht Volksparte­ien«, sagte der Parlaments­geschäftsf­ührer der Unionsfrak­tion, Michael Grosse-Brömer (CDU). Deutschlan­d tue es trotz so mancher Meinungsve­rschiedenh­eit gut, neben der Union eine »zweite größere Volksparte­i« zu haben.

Jan Korte, Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der Linksfrakt­ion, erklärte, dass es auf keinen Fall im Interesse seiner Partei sei, dass die SPD weiter abstürzt. Als Herausford­erung für die LINKE nannte Korte, ins Nichtwähle­rlager abwandernd­e ehemalige SPDWähler für sich zu gewinnen.

Der saarländis­che Linksfrakt­ionschef Oskar Lafontaine sprach sich in einer Mitteilung erneut für eine Sammlungsb­ewegung der politische­n Linken aus. Diese sei als Bewegung für mehr soziale Gerechtigk­eit nötig. Lafontaine forderte, dass die Rutschbahn der Löhne nach unten namens Hartz IV abgeschaff­t und Ausbeutung­sinstrumen­te wie Leiharbeit sowie sachgrundl­ose Befristung wieder verboten werden müssten. »In einer Koalition mit CDU und CSU wird die SPD von diesen Forderunge­n nichts umsetzen können«, erklärte Lafontaine.

Wirklich freuen kann sich über die derzeitige Entwicklun­g nur die AfD. »Das Parteiensy­stem bebt«, sagte der Parlaments­geschäftsf­ührer der rechten Partei, Bernd Baumann. »Der kleine Mann hat die SPD groß gemacht – jetzt tritt er ihr in den Hintern.«

Dagegen geht der Politologe Hajo Funke davon aus, dass die AfD schrumpfen wird, wenn es eine neue Regierung gibt. Der Aufschwung der Partei liege auch »am desaströse­n Bild, das die SPD zurzeit abgibt«. »Die SPD muss wieder pragmatisc­h und politikfäh­ig werden«, sagte Funke gegenüber AFP. Das könne durch eine Mehrheit für den Koalitions­vertrag beim Basisentsc­heid zum Ausdruck kommen.

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