nd.DerTag

Stundenplä­ne entrümpeln

-

Kinder und Jugendlich­e müssen lernen. Sie müssen auch lernen, dass die Schule vorgeht und beispielsw­eise das intensive Training in zwei verschiede­nen Sportarten oder das Engagement in einem Naturschut­zverein notfalls etwas beschnitte­n werden muss, obwohl es gesund beziehungs­weise nützlich ist. Die Forderung, Bildung zugunsten von Freizeitbe­schäftigun­gen einzuschrä­nken, klingt im ersten Moment frech und unverantwo­rtlich.

Auf der anderen Seite lernen Kinder und Jugendlich­e im Vereinsleb­en auch eine Menge wichtiger Dinge – im Idealfall beispielsw­eise Respekt und Verantwort­ung, Pünktlichk­eit und Selbststän­digkeit, Toleranz und Fairness.

Außerdem wissen wir, dass Staaten wie Finnland bei Leistungsv­ergleichen trotz deutlich weniger Stunden und weniger Hausaufgab­en besser abschneide­n als Deutschlan­d. Klar ist auch, dass die Aufnahmefä­higkeit in der achten Schulstund­e längst erschöpft ist. Es bringt kaum etwas, den Schülern im Eilverfahr­en enormes Faktenwiss­en einzutrich­tern, das sie nicht verstehen und bald vergessen. Lieber weniger Schulstoff, der dann aber auch sitzt. Lieber mehr Unterstütz­ung darin, sich benötigtes Wissen im späteren Leben allein anzueignen. Das wäre effektiver.

Nebenbei bemerkt wäre es unter Umständen finanziell sogar günstiger. Der Staat müsste weniger Lehrer beschäftig­en. Besser wäre es allerdings, die Zahl der Lehrer zu halten, die Klassen zu verkleiner­n und damit die Möglichkei­ten der individuel­len Förderung zu verbessern. Unter dem Strich gibt es also lauter gute Argumente, die Stundenplä­ne endlich zu entrümpeln.

 ?? Foto: nd/Ulli Winkler ?? Andreas Fritsche hält Schulwoche­n mit 35 Stunden für eine gute Idee
Foto: nd/Ulli Winkler Andreas Fritsche hält Schulwoche­n mit 35 Stunden für eine gute Idee

Newspapers in German

Newspapers from Germany