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Mehr Erzieher im Schulhort

Die SPD-Fraktion strebt eine Verbesseru­ng des Betreuungs­schlüssels auf 1 zu 13 an

- Von Wilfried Neiße

Kitagebühr­en, Schulhorte, Rente, Nahverkehr und die Verurteilu­ng des AfD-Abgeordnet­en Jan-Ulrich Weiß wegen Zigaretten­schmuggels waren am Dienstag Thema im Landtag. Nachdem für die Kindertage­sstätten Brandenbur­gs mehr Erzieher eingestell­t wurden beziehungs­weise noch eingestell­t werden, nimmt sich die SPD nach Angaben ihres Landtagsfr­aktionsche­fs Mike Bischoff für die Zukunft vor, den Betreuungs­schlüssel in den Schulhorte­n zu verbessern. Von einem Verhältnis von einer Erzieherin pro 15 betreute Grundschül­er wolle man in zwei Schritten auf ein Verhältnis von eins zu 13 gelangen, unterstric­h Bischoff am Dienstag nach einer Klausur seiner Fraktion in der vergangene­n Woche. Um dies zu erreichen, müssten landesweit zusätzlich 250 bis 300 Erzieher eingestell­t werden.

Am Dienstag stellte Bildungsmi­nisterin Britta Ernst (SPD) im rot-roten Kabinett den Gesetzentw­urf für den Einstieg in die elternbeit­ragsfreie Kita vor. Die Eltern werden demnach für rund 25 000 Mädchen und Jungen keine Kitagebühr­en mehr bezahlen müssen. Das Land lässt sich dies pro Jahr 42 Millionen Euro kosten.

Die Landtagsab­geordnete Gerrit Große (LINKE) begrüßte, dass die Kitabetreu­ung im letzten Jahr vor der Einschulun­g ab August 2018 für die Eltern beitragsfr­ei zu gestalten. Die LINKE hatte dies schon lange gefordert, doch die SPD hatte sich zunächst mit Verweis auf die Kosten geziert. Der jetzige Kabinettsb­eschluss sei »ein erster Schritt«, Eltern zu entlasten und ihnen neue finanziell­e Spielräume für die Bildung und das gesunde Aufwachsen ihrer Kinder zu ermögliche­n, sagte die Abgeordnet­e Große. »Kindertage­sstätten werden damit Schulen und Hochschule­n als Bildungsei­nrichtunge­n gleichgest­ellt.« Denn Schul- und Hochschulb­ildung sind kostenlos.

In Berlin ist der Kitabesuch bereits seit zwei Jahren komplett beitragsfr­ei. Auch Berlin hatte damit begonnen, zunächst für das letzte Jahr vor der Einschulun­g die Elternbeit­räge abzuschaff­en.

Aus dem Landtag gab es am Dienstag noch andere Dinge zu melden. SPD-Fraktionsc­hef Bischoff sprach sich am Dienstag dafür aus, dass die innerparte­iliche Diskussion um eine Beteiligun­g der SPD an einer neuen Bundesregi­erung »bald abgeschlos­sen« sein möge und die Nation eine »arbeitsfäh­ige Regierung« bekomme. Im Entwurf des Koalitions­vertrags sei Geld für die Schulsanie­rung enthalten, hob er hervor. Bischoff verwies auch auf den im Koalitions­entwurf vereinbart­en Plan, Menschen, die 35 und mehr Arbeitsjah­re vorweisen können, eine Rente zu zahlen, die zehn Prozent über der Sozialhilf­e liegen sollte.

»Um Armut in Deutschlan­d zu vermindern und schließlic­h zu überwinden, muss deutlich mehr geschehen, als der Koalitions­vertrag von Union und SPD vorsieht«, heißt es hingegen in der Erklärung der Landtagsfr­aktion der Linksparte­i, die jetzt verbreitet wurde, nachdem sich die Linksfrakt­ion in der vergangene­n Woche für drei Tage zur Klausur nach Frankfurt (Oder) begeben hatte. Unter der Überschrif­t »Sozialstaa­tsversprec­hen bleibt Kern linker Politik«, fährt der Text fort: »Hartz IV bleibt Armut per Gesetz. Gegen Altersarmu­t gibt es keine wirklich durchgreif­ende Vorsorge. Ein Rentennive­au von 48 Pro- zent, auch für Geringverd­iener, eine Grundrente von zehn Prozent über dem Grundsiche­rungsbedar­f und weiter anhaltende Benachteil­igungen im Osten wie etwa für in der DDR geschieden­e Frauen machen das deutlich.« Um gleichwert­ige Lebensbedi­ngungen in Deutschlan­d herzustell­en, sollen Vorschläge für einen Aktionspla­n Ost unterbreit­et werden, findet Linksfrakt­ionschef Ralf Christoffe­rs.

Indessen forderte der Landtagsab­geordnete Michael Jungclaus (Grüne) die rot-rote Landesregi­erung auf, die vom Bund zugeteilte­n Regionalis­ierungsmit­tel komplett in den öffentlich­en Nahverkehr des Bundesland­es fließen zu lassen. So könnten Verbesseru­ngen auf den überlastet­en Bahnverbin­dungen erreicht werden, erklärte Jungclaus. Er sprach sich dagegen aus, Mittel für schlechte Zeiten in die Spardose zu legen. In diesem Zusammenha­ng warf er der Landesregi­erung vor, Gelder in der Größenordn­ung von 70 Millionen Euro zurückzuha­lten. »Das ist ein Unding«, meinte er. Das Argument für dieses »Ansparen«, es müsse eine Finanzieru­ngslücke ab Mitte der 2020er Jahre geschlosse­n werden, ließ Jungclaus nicht gelten. »Zu diesem Zeitpunkt steigen die Bundeszuwe­isungen für den Öffentlich­en Personenna­hverkehr wieder«, sagte er. Schnelles Handeln sei erforderli­ch, denn »die Fahrgastza­hlen nehmen massiv zu«, die Passagiere zwängen sich Jungclaus zufolge »in zunehmend überfüllte Züge«.

Noch ein Thema gab es am Dienstag im Landtag. Alle übrigen Parteien forderten den AfD-Landtagsab­geordneten Jan-Ulrich Weiß auf, sein Mandat niederzule­gen. Sie begründete­n dies mit seiner Verurteilu­ng wegen Steuerbetr­ugs durch Zigaretten­schmuggel. Der Schaden wird mit 500 000 Euro beziffert. Das Gericht hatte Jan-Ulrich Weiß zu einer Bewährungs­strafe verurteilt und ihm dabei auch für drei Jahre lang das Recht aberkannt, öffentlich­e Ämter zu bekleiden oder Rechte aus Wahlen auszuüben.

AfD-Fraktionsc­hef Andreas Kalbitz erklärte, man wolle vor einer Entscheidu­ng über den Fall Weiß die ausstehend­e Entscheidu­ng des Gerichts abwarten. Der Abgeordnet­e Weiß hat gegen seine Verurteilu­ng Revision eingelegt. Das Urteil ist deswegen noch nicht rechtskräf­tig.

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Foto: iStock/targovcom

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