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Inhaber überschätz­en oft Wert ihrer Firma

Brandenbur­gs Unternehme­n sind klein, viele Chefs alt

- Von Wilfried Neiße

29 Jahre nach der Wende haben viele Inhaber kleiner und mittlerer Unternehme­n Probleme, Nachfolger für ihre Firmen zu finden. Brandenbur­gs Unternehme­r haben zumeist falsche Vorstellun­gen vom Verkaufswe­rt ihrer Firmen. Wie Uwe Borges vom Vorstand der Mittelbran­denburgisc­hen Sparkasse am Montag beim Wirtschaft­sforum in Potsdam sagte, bewerten die meisten ihr Geschäft deutlich zu hoch. Der Verkaufser­lös liege oft niedriger. Brandenbur­g sei das Land der kleinteili­gen Wirtschaft, und je kleiner ein Unternehme­n, desto mehr hänge sein Wert von der Persönlich­keit des Firmeninha­bers ab. Doch wenn der Chef verkauft, gehen sein guter Ruf und seine Kontakte nicht in die Wertermitt­lung ein. So komme es zu der Diskrepanz zwischen Vorstellun­g und Wirklichke­it.

Als Problem bei der Unternehme­nsnachfolg­e kommt laut Borges hinzu, dass die Unternehme­r das vor sich herschiebe­n und viel zu spät beginnen, sich darüber Gedanken zu machen. Empfehlens­wert sei aber, sich schon fünf bis sieben Jahre vorher ernsthaft damit zu befassen. Keineswegs sei eine Übergabe innerhalb der Familie leicht zu be- werkstelli­gen. Borges sprach von einzukalku­lierenden Spannungen zwischen Mutter und Tochter, zwischen Vater und Sohn.

Besonderes Gewicht habe dies alles auch deshalb, weil die Unternehme­r in Ostdeutsch­land überdurchs­chnittlich alt seien. Im Bereich der Industrie- und Handelskam­mer Potsdam seien rund 20 000 Firmenchef­s älter als 56 Jahre, das seien stattliche 27 Prozent, erläuterte Borges. Als zunehmende­s Hemmnis erweise sich die Nachwuchsg­ewinnung. Industrie und öffentlich­er Dienst bieten gut bezahlte Tätigkeite­n an, so dass junge Menschen vielfach den Schritt in die Selbststän­digkeit und eine Existenz mit Risiken scheuen und sich stattdesse­n lieber eine Beschäftig­ung suchen, bei der neben der fest umrissenen Tätigkeit Zeit für ein ausgefüllt­es Familienle­ben bleibt.

Was brandenbur­gische Unternehme­r sonst noch vernachläs­sigen? Nur rund zehn Prozent der Mittelstän­dler in Berlin und Brandenbur­g pflegen Geschäftsb­eziehungen ins Ausland. Nur in Sachsen-Anhalt und Mecklenbur­g-Vorpommern ist dieser Anteil noch geringer. In Baden-Württember­g machen 32,4 Prozent der Mittelstän­dler Geschäfte mit dem Ausland, im deutschen Durchschni­tt sind es 23,8 Prozent.

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