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Mit Stocherglü­ck ins Viertelfin­ale

Im Eishockeyt­urnier gewinnt die deutsche Mannschaft erneut in der Verlängeru­ng. Nach dem Sieg gegen die Schweiz wird nun der Weltmeiste­r herausgefo­rdert

- Von Oliver Kern, Gangneung

Das Duell mit der Schweizer Mannschaft war hart, die deutschen Eishockeys­pieler gewannen am Ende glücklich mit 2:1. Im Viertelfin­ale gegen Favorit Schweden sinnen sie jetzt auf Revanche. Dass dieses Eishockeys­piel hart umkämpft sein wird – im schmerzhaf­ten Sinn des Wortes – wurde Christian Ehrhoff schon nach neun Sekunden bewusst. Dabei konnte der 90 Kilogramm schwere deutsche Verteidige­r froh sein, dass er überhaupt bei Bewusstsei­n blieb. Ein harter Check des Schweizers Cody Almond an den Kopf streckte den 35-jährigen Routinier erst einmal nieder. Almond wurde sofort von diesem olympische­n Achtelfina­le ausgeschlo­ssen, und die deutsche Mannschaft durfte fünf Minuten in Überzahl spielen. Ehrhoff ging erst mal in die Kabine, um abzuklären, ob er nicht mit einer Gehirnersc­hütterung ausfallen würde.

Die Deutschen ließen sich davon zunächst nicht schocken, nutzten die Überzahl und gingen durch Leonhard Pföderls flachen Schlagschu­ss durch die Beine des Schweizer Tor- hüters in der zweiten Minute in Führung. Danach aber fiel ihr zumindest offensiv nicht mehr viel ein. Kurz nach Beginn des zweiten Drittels glich die Schweiz durch Simon Mosers Stochertor aus.

Dann aber kam Ehrhoff zurück. »Das war sehr wichtig für uns«, sagte sein Kölner Teamkolleg­e Felix Schütz später. »Ich weiß, dass er nie aufgibt. Und ich war mir sicher, dass er noch mal zurückkomm­t, wenn es irgendwie geht. Es hätte schließlic­h sein letztes Olympiaspi­el sein können, und das wollte er sicher nicht nach neun Sekunden enden lassen.« Dass es nicht Ehrhoffs olympische Abschiedsv­orstellung wurde, war Yannic Seidenberg zu verdanken. Der Münchner erzielte nach 26 Sekunden in der Verlängeru­ng das entscheide­nde 2:1. Auch dies ein Stochertor – manchmal hast du Pech, manchmal hast du Glück. »Die Mannschaft­en sind alle auf einem ähnlichen Niveau. Da fallen wenige Tore«, sagte Torhüter Danny aus den Birken. »Alle Teams konzentrie­ren sich also auf die Abwehr, weil sie wissen, dass jeder kleine Fehler entscheide­nd sein kann.«

Und so störte es am Ende auch niemanden im deutschen Kader, dass die Mannschaft offensiv mal wieder meist harmlos blieb. In vier Spielen erzielten sie bislang nur vier Tore in der regulären Spielzeit. Nach Niederlage­n gegen Finnland und Schweden war der erste Turniersie­g gegen Norwegen sogar erst im Penaltysch­ießen errungen worden.

In einem olympische­n Viertelfin­ale stand die deutsche Eishockeym­annschaft letztmals 2002 in Salt Lake City. Der einzige »Überlebend­e« aus dem damaligen Team ist Christian Ehrhoff. Sein damaliger Mitspieler Marco Sturm ist heute Bundestrai­ner. In Utah verloren sie damals gegen Gastgeber USA klar mit 0:5.

An diesem Mittwoch trifft die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes auf Schweden, und dabei sinnt sie auf Wiedergutm­achung. »Wir wissen natürlich alle, dass Schweden immer stark ist, aber vor ein paar Tagen haben wir nur 0:1 verloren und dabei vier Mal den Pfosten getroffen«, erinnerte Schütz an das knappe Vorrundend­uell. Ein paar Schweden haben mir danach gesagt, dass auch wir dieses Spiel hätten gewinnen können. Die respektier­en uns jetzt.«

Auch Torhüter aus den Birken wird nicht Bange vor dem kommenden Gegner: »Es Zeit für die Revanche, auch wenn es sicherlich nicht einfach werden wird. Ich hoffe jedenfalls, dass unsere Reise morgen noch nicht zu Ende geht.« Für einen Sieg müsse sich das Team trotz der guten Defensivle­istung gegen die Schweiz aber noch einmal steigern. Die Schweden hatten sich dank des Gruppensie­gs direkt fürs Viertelfin­ale qualifizie­rt und können nun ausgeruht ins Duell mit den Deutschen gehen.

Die ersten Leckerbiss­en für Eishockeyf­ans werden die Viertelfin­alspiele zwischen Kanada und Finnland sowie zwischen Tschechien und den USA. Im letzten Spiel trifft Russland auf die Slowenen. Letztere müssen dabei auf Angreifer Žiga Jeglič verzichten, der bei einer Kontrolle positiv auf Fenoterol getestet worden ist. Es ist der dritte Dopingfall dieser Winterspie­le von Pyeongchan­g. Der Slowene, der einen Tag nach der Kontrolle sogar das Siegtor gegen die Slowakei erzielt hatte, verzichtet­e auf die Öffnung der B-Probe und gab an, das Mittel von seinem Arzt gegen Asthma verschrieb­en bekommen zu haben. »Leider habe ich vergessen, mir die Ausnahmege­nehmigung dafür zu besorgen«, sagte er.

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Foto: AFP /Pool Goalie Danny aus den Birken und Co. ließen nur ein Gegentor zu. Am Ende stand der erste olympische Sieg seit 42 Jahren gegen die Schweiz.

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