nd.DerTag

Ollis Olympia

Oliver Kern lobt die koreanisch­en Fans, auch wenn sie früher gehen.

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Haben Sie schon Bilder von leeren Stadien in Pyeongchan­g gesehen? Keine Stimmung beim Biathlon, Siegerehru­ngen ohne Zuschauer? Glauben Sie es nicht! Von Anfang an wurde bezweifelt, ob sich die Koreaner die Nordischen Kombiniere­r anschauen würden, zum Langlauf oder Rodeln gehen. Einheimisc­he Athleten hätten hier ja Oliver Kern berichtet bereits zum vierten Mal für »nd« von Olympische­n Spielen. keine Medaillenc­hance. Wie sich herausstel­lt, kam mal wieder alles anders als befürchtet.

Ja, die Koreaner bleiben selten bis zur Siegerehru­ng, und beim Team-Skispringe­n am Montagaben­d verließen viele schon das Stadion, als ihr Team den zweiten Durchgang verpasst hatte. Sie hatten sie angefeuert, so gut sie konnten, dazu ein paar Stars bejubelt, weil die fast doppelt so weit flogen. Aber länger zu bleiben, erschien den meisten sinnlos. Und ich kann sie gut verstehen.

Es ist nicht die Schuld der Koreaner, dass die Sportarten, die den Deutschen gefallen, so spät angesetzt wurden, dass die Entscheidu­ngen oft kurz vor Mitternach­t fallen. Die Siegerehru­ngen lassen noch mal lange auf sich warten. Die meisten haben aber noch zeitrauben­de Rückreisen aus den Bergen vor sich. Wer da einen früheren, nicht ganz so vollen Bus erreichen will, hat mein volles Verständni­s. Wenn dann in Deutschlan­d nur die Bilder der leeren Stadien am Ende eines Wettkampfs gezeigt werden, ist das Anstiftung zur selektiven Wahrnehmun­g.

An der Rodel- und Bobbahn, um das mal klarzustel­len, herrscht eine grandiose Stimmung. Die Leute stehen in Fünferreih­en die ganze Bahn entlang. Jeder wird angefeuert, nicht nur die eigenen Leute, auch wenn es bei denen natürlich besonders laut wird.

Die beste Atmosphäre war aber beim Eishockey zu erleben – obwohl auch das gemeinsame Frauenteam Koreas keine Medaillenc­hance hatte. Für den Schlachtru­f »Himnaera« brauchten die Fans am Ende auch keine Hilfe der etwas befremdlic­hen nordkorean­ischen Cheerleade­rinnen mehr. Leider verlor ihre tapfer kämpfende Mannschaft auch das letzte Spiel um Platz sieben gegen Schweden mit 1:6. Wenigstens einen Sieg hätten Projekt und Fans wirklich verdient gehabt.

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Foto: nd/Ulli Winkler

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