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LINKE sucht Drogenkons­ens

Drei Fraktionen zielen auf Entkrimina­lisierung

- Von Uwe Kalbe

Auch wenn in einer Umfrage zwei Drittel der Befragten angaben, es noch nie konsumiert zu haben, ist Cannabis die meistkonsu­mierte illegale Droge in Deutschlan­d. Der Anteil Jugendlich­er und junger Erwachsene­r, die sie konsumiere­n, wächst. 35,5 Prozent der 18- bis 25-Jährigen haben sie schon benutzt. Das Problem: Verbote verhindern den Konsum nicht, sorgen aber dafür, dass Konsumente­n sich den kriminelle­n Regeln des Schwarzmar­kts unterordne­n und dass gezielte Verunreini­gungen die Gesundheit zusätzlich gefährden. Zuletzt hatte der Bund Deutscher Kriminalbe­amter sich für eine Entkrimina­lisierung des Cannabisko­nsums ausgesproc­hen. Die Prohibitio­n sei historisch willkürlic­h entstanden und weder intelligen­t noch zielführen­d, meinte sein Vorsitzend­er, André Schulz.

Mittlerwei­le ist Cannabis in Deutschlan­d als Arznei auf Rezept erhältlich. Doch die Kriminalis­ierung des privaten Konsums wirkt fort. Dies zu beenden, ist übereinsti­mmendes Ziel dreier Fraktionen im Bundestag, der FDP, der LINKEN und der Grünen, deren Anliegen am Donnerstag behandelt wird. Die SPD, in der Stimmen gegen Kriminalis­ierung weicher Drogen ebenfalls seit Jahren zu vernehmen sind, hat in den Koalitions­verhandlun­gen mit der Union hierzu nichts vereinbart. Die FDP beabsichti­gt, Modellproj­ekte einzuführe­n, mit denen ein Ausstieg aus der Prohibitio­n kontrollie­rt ermöglicht werden soll. Hingegen haben die Grünen einen ausgefeilt­en Gesetzentw­urf vorgelegt, in dem der Weg zu einem kontrollie­rten, aber legalen Markt eröffnet wird. Die Abgabe an Jugendlich­e bleibt verboten, ebenso wie Werbung. Erwachsene dürfen bis zu 30 Gramm Cannabis besitzen. Bis zu zwei Milliarden Euro wollen die Grünen an Kosten zur Strafverfo­lgung sparen, hinzu kämen Steuereinn­ahmen, argumentie­ren sie.

Die Linksfrakt­ion zielt mit ihrem Antrag auf einen Erfolg der im Bundestag vermuteten Mehrheit für eine Entkrimina­lisierung. Erwachsene­n sollen bis zu 15 Gramm Cannabis erlaubt sein, auch drei Marihuana-Pflanzen wären zum eigenen Gebrauch gestattet. Man habe auf Maximalfor­derungen verzichtet, um ein gemeinsame­s Vorgehen zu ermögliche­n, so die LINKE.

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