nd.DerTag

Trumps kleine Korrekture­n

Wachsende Proteste gegen laxe US-Waffengese­tze

- Von Olaf Standke

Selbst Donald Trump scheint zu spüren, dass politische­s Aussitzen oder vogelwilde Tweets hier nicht mehr reichen. Die Kritik an den laxen Waffengese­tzen in den USA wächst, die geplante Schülerdem­onstration am 24. März findet prominente Unterstütz­er. Nach Hollywoods­tar George Clooney wollen nun auch die TV-Moderatori­n Oprah Winfrey und der Regisseur Steven Spielberg den von Überlebend­en des Amoklaufs in Parkland (Florida) organisier­ten »Marsch für unsere Leben« finanziell unterstütz­en. Zwei Millionen Dollar sind es schon. So zeigte sich der Präsident vor einem Treffen mit Überlebend­en von Schulmassa­kern erstmals zu Änderungen an den geltenden Gesetzen bereit: »Wir müssen mehr tun, um unsere Kinder zu schützen.«

Im Wahlkampf 2016 hatte Trump auf der Jahresvers­ammlung der National Rifle Associatio­n (NRA) um die Stimmen der Waffennarr­en im Lande gebuhlt. Selbst NRA-Mitglied, versprach er, das in der US-Verfassung festgeschr­iebene Recht auf Waffenbesi­tz zu verteidige­n. »Ich werde Euch nicht hängen lassen«, tönte Trump unter tosendem Applaus und feierte dann den 100. Tag im Weißen Haus wieder bei der NRA. Seine Rede auf der Versammlun­g 2017 war der erste Auftritt eines amtierende­n Präsidente­n seit Ronald Reagan. Für Wayne LaPierre, Chef der mächtigen Lobbyorgan­isation, nur logisch; hätten NRA-Mitglieder und Waffenbesi­tzer doch entscheide­nd geholfen, »Präsident Trump nach ganz oben zu bringen«. Prompt schaffte der republikan­isch dominierte Kongress eine zuvor von der ObamaAdmin­istration verschärft­e Waffenregu­lierung wieder ab. Nun also ein Sinneswand­el bei Trump?

Was er vom Justizmini­sterium fordert, ist das Verkaufsve­rbot für »bump stocks«, sogenannte Schnellfeu­erkolben. Das sind Aufsatzvor­richtungen, die halbautoma­tische in vollautoma­tische Waffen verwandeln und Schussfolg­en wie bei Maschineng­ewehren ermögliche­n. Zudem unterstütz­t er eine effektiver­e Durchleuch­tung von Waffenkäuf­ern: »Egal ob Republikan­er oder Demokrat, wir müssen uns jetzt auf eine Verstärkun­g der Hintergrun­düberprüfu­ngen konzentrie­ren.« Über zehn Millionen polizeilic­he Kontrollen für den legalen Erwerb einer Waffe gibt es jährlich; nur in etwa 150 000 Fällen gehen sie negativ aus.

Das alles ist überfällig – und Kritikern trotzdem viel zu wenig. Die geplanten Änderungen der Datenbank sind marginal. Forderunge­n der Demokraten, das überaus beliebte Sturmgeweh­r AR-15 zu ächten, griff Trump erst gar nicht auf. Das Repräsenta­ntenhaus von Florida erteilte einer solchen Verschärfu­ng des Waffenrech­ts am Dienstag (Ortszeit) eine klare Absage. Mit dieser Waffe hatte ein 19-Jähriger vergangene Woche 17 Menschen erschossen. Ein gesetzlich­es Verbot von »bump stocks« diskutiert­e man schon nach dem Blutbad von Las Vegas im Vorjahr, als 58 Menschen mit einer derartigen Waffe getötet wurden. Selbst die NRA signalisie­rte Bereitscha­ft. Doch passiert ist im US-Kongress nichts.

Das Ministeriu­m kann ein Verbot ohnehin nur empfehlen – durchsetze­n muss es der Gesetzgebe­r. Und der große Durchbruch wäre eine solche Maßnahme auch nicht. Denn allgemeine Verbote zum Tragen von Waffen lehnen Trump und die Republikan­er weiterhin strikt ab. Obwohl einer aktuellen Umfrage der Quinnipiac­Universitä­t zufolge zwei Drittel der US-Bürger schärfere Waffengese­tze wollen, so viele wie nie zuvor. Kein Wunder: Über 300 Millionen Waffen sind inzwischen in privater Hand. Mehr als 30 000 Menschen werden jedes Jahr in den USA erschossen.

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