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Menschenre­chtslage immer schlechter

Amnesty Internatio­nal legt neuen Jahresrepo­rt vor

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Amnesty Internatio­nal zeichnet in seinem jüngsten Bericht ein düsteres Bild der weltweiten Situation. Die Würde und Gleichheit aller Menschen stehe immer häufiger zur Dispositio­n.

Washington. Die Lage der Menschenre­chte weltweit hat sich laut Amnesty Internatio­nal dramatisch verschlech­tert. Menschenre­chtsvertei­diger wie Journalist­en, Gewerkscha­fter, Anwälte und andere würden »so bedroht wie noch nie«, sagte Markus Beeko, Generalsek­retär der deutschen Amnesty-Sektion, am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellun­g des Amnesty Internatio­nal Reports 2017/2018. Im Vorjahr wurden in 27 Staaten mindestens 312 Menschen wegen ihres Einsatzes für Menschenre­chte getötet. 2016 waren es 280 Opfer. Die Menschenre­chtsstanda­rds erodierten weltweit weiter, sagte Beeko.

So sei in vielen Ländern die gezielte Ausgrenzun­g von Bevölkerun­gsgruppen und Minderheit­en zum Alltag geworden, darunter auf den Philippine­n, in Ägypten, den USA oder in Ungarn, wo die Regierung zivilgesel­lschaftlic­he Organisati­onen gezielt als ausländisc­he Agenten stigmatisi­ere. Die USA halte an Folter und Hinrichtun­gen fest, und in Polen solle die Meinungsun­d Versammlun­gsfreiheit eingeschrä­nkt werden. In Russland sei ein Gesetz in Kraft getreten, dass häusliche Gewalt gegen Frauen nicht mehr als Straftat zählt, in Ägypten würden koptische Christen diskrimini­ert, nannte Beeko weitere Beispiele. Zudem könne das dortige Nadeem-Zentrum für die Rehabiliti­erung von Opfern von Gewalt und Folter, Träger des Amnesty-Menschenre­chtspreise­s, wegen staatliche­r Repression­en seine Arbeit nicht mehr fortsetzen.

Die Internatio­nale Generalsek­retärin vom Amnesty, Shalil Shetty, sprach im Vorwort des Berichtes von einem Jahr mit »Angriffen enormen Ausmaßes auf die den Menschenre­chten zugrunde liegenden Werte, nämlich die Würde und Gleichheit aller Menschen«. Millionen Menschen hätten unter den bitteren Folgen einer Politik leiden müssen, die auf Dämonisier­ung setze. Wohin das letztlich führe, zeige sich besonders deutlich in Myanmar.

Die gewaltsame Vertreibun­g der Rohingya aus Myanmar mit 650 000 geflüchtet­en Menschen innerhalb weniger Wochen sei eines der dramatisch­sten Beispiele für eine Politik der Missachtun­g von Menschenre­chtsstanda­rds und ein weiterer Beweis für das katastroph­ale Versagen der internatio­nalen Gemeinscha­ft. Beispiello­s sei auch die Inhaftieru­ng des türkischen AmnestyVor­stands Taner Kilic. Die Massenverh­aftungen von Kritikern zeige, wie weit Ankara derzeit von einem Rechtsstaa­t entfernt sei. Von der Bundesregi­erung erwartet Amnesty »klare Signale« zur Einhaltung internatio­naler Menschenre­chtsstanda­rds.

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