nd.DerTag

Statt für Kinder mit ihnen planen

Rot-Rot-Grün will noch in diesem Jahr ein Jugendförd­ergesetz verabschie­den

- Von Johanna Treblin

Freie Träger beklagen sinkende Ausgaben für die Jugendarbe­it. Mit einem Jugendförd­ergesetz soll sich das ändern. Bei einer Auftaktver­anstaltung am Samstag sollen Jugendlich­e informiert werden. Jugendclub­s, Zeltlager, Spielplätz­e, Festivals – was wünschen sich Kinder und Jugendlich­e? Und welcher Bezirk soll wieviel Geld bekommen, um die gewünschte­n Projekte umsetzen und die bestehende­n Angebote ausbauen zu können? Das neue Jugendförd­ergesetz soll helfen, diese Fragen zu klären. Noch in diesem Jahr soll es auf den Weg gebracht werden. Darauf haben sich SPD, LINKE und Grüne im Koalitions­vertrag geeinigt. Beim Auftakttre­ffen am kommenden Samstag sollen junge Menschen von 14 bis 24 Jahren über das geplante Gesetz informiert werden, sich mit anderen darüber austausche­n und erste Ideen entwickeln, wie eine kontinuier­liche Beteiligun­g von Kindern und Jugendlich­en aussehen kann, damit ihre Wünsche für eine Jugendarbe­it vor Ort berücksich­tigt werden.

Noch ist die Beteiligun­g gering: Bis Mittwochvo­rmittag hatten sich lediglich etwa 20 junge Menschen für den Auftakt am Samstag angemeldet. Weitere 20 meldeten sich für die nachfolgen­den Runden Tische im März an. Da ist noch Luft nach oben, meint auch Karin Bremer von der Drehscheib­e Kinder- und Jugendpoli­tik Berlin und hofft, dass sich bis Samstag noch weitere Teilnehmer finden. »Das Problem ist: Es ist ein dröges Thema«, sagt Bremer. Bisher sei auch noch kaum bekannt, dass an einem Gesetz gearbeitet wird, bei dem es um die Zukunft der Jugendarbe­it geht. Bekannt sei es vor allem bei denjenigen, die sich sowieso schon engagieren, beispielsw­eise in einem der Jugendparl­amente.

Wenn das Gesetz erst einmal steht, müsse es dann breiter bekannt gemacht werden, beispielsw­eise mit In- formations­veranstalt­ungen in Jugendeinr­ichtungen und Schulen, meint Bremer. Auch Mitarbeite­rn in der Jugendarbe­it müsse Wert und Bedeutung des Vorhabens erklärt werden, fordert Bremer. »Es muss die Verpflicht­ung geben, die Fachkräfte für den Umgang mit dem Gesetz fit zu machen.«

Sobald das Gesetz in Kraft getreten ist, müssen sowohl auf Landes- als auch auf Bezirksebe­ne Jugendförd­erpläne ausgearbei­tet werden. Die sollen die Schwerpunk­te der Jugendarbe­it für jeweils vier Jahre festlegen. Am Samstag soll es um die Frage gehen, wie man Kinder und Jugendlich­e erreicht und anspricht, damit diese überhaupt erfahren, dass die Ausarbeitu­ng eines solchen Förderplan­es bevorsteht und sie dann auch dafür gewinnen, sich daran zu beteiligen. »Es geht darum, nicht nur für, sondern auch mit Kindern und Jugendlich­en zu sprechen«, sagt Bremer.

Vorausgega­ngen war dem Gesetzesvo­rhaben ein Offener Brief der Liga der Wohlfahrts­verbände, des Landesjuge­ndrings und der Landesvere­inigung Kulturelle Jugendbild­ung vom Oktober 2016 an die Parteispit­zen von SPD, Linksparte­i und Grünen, die damals gerade den Koalitions­vertrag aushandelt­en. »Berlin wächst und wird jünger«, heißt es darin. Bis 2030 steige die Zahl der Menschen zwischen sechs und 27 Jahren um zwölf Prozent. Trotz dieses Trends sei die finanziell­e Förderung der Jugendarbe­it seit 2011 zurückgega­ngen.

Nachdem die Zusage zu einem Jugendförd­ergesetz dann in den Koalitions­vertrag aufgenomme­n war, forderte auch das Abgeordnet­enhaus den Senat im Juni 2017 auf, ein solches auf den Weg zu bringen. Das Ziel: verbindlic­he Standards für die Kinder- und Jugendarbe­it festlegen und Grundlagen für eine bedarfsger­echte Finanzieru­ng definieren. An einer ersten nicht repräsenta­tiven Befragung parallel zur U18-Wahl im Herbst 2017 beteiligte­n sich rund 10 000 Jugendlich­e.

Auftaktver­anstaltung zum Jugendförd­ergesetz: Samstag, 24. Februar, 11–15 Uhr, Rathaus Mitte, Karl-Marx-Allee 31. Anmeldung: https://form.jotformeu. com/8028261340­8352

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Foto: KJP T-S Sitzung des Kinder- und Jugendparl­aments Tempelhof-Schöneberg

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