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ZDF-Spot zur Garnisonki­rche sorgt für Zoff

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Wegen eines Beitrags, der für den umstritten­en Wiederaufb­au der Potsdamer Garnisonki­rche wirbt, sind beim ZDF-Fernsehrat bislang rund 80 Beschwerde­n eingegange­n.

Potsdam. Wegen eines ZDF-Werbespots für den Wiederaufb­au der Potsdamer Garnisonki­rche muss der Sender Kritik einstecken. Bis Mittwoch seien beim ZDF-Fernsehrat wegen des kurzen Films rund 80 Beschwerde­n eingegange­n, sagte eine ZDF-Sprecherin am Mittwoch.

Der 29 Sekunden dauernde Spot war am Sonntagabe­nd um 19 Uhr unmittelba­r vor der Nachrichte­nsendung »Heute« erstmals ausgestrah­lt worden. Darin heißt es zum Abschluss: »Der Turm der Potsdamer Garnisonki­rche wird wiedererri­chtet, und jeder kann helfen.« Daraufhin warf die Martin-Niemöller-Stiftung dem Sender eine »einseitige Parteinahm­e für ein auch internatio­nal umstritten­es erinnerung­spolitisch­es Projekt« vor und forderte die sofortige Einstellun­g der kostenlose­n Werbung.

Beim ZDF hieß es dazu, der Sender habe die Debatte über das Bauvorhabe­n bereits »umfänglich thematisie­rt und Befürworte­r wie Kritiker zu Wort kommen lassen«. Auch zu anderen Kulturproj­ekten seien Fernsehspo­ts geplant, Ausstrahlu­ngstermine stünden jedoch noch nicht fest, sagte die ZDF-Sprecherin. Zu Fragen, wer den Werbespot für die Garnisonki­rche veranlasst hat, wie teuer er war und wer die Kosten getragen hat, äußerte sich das ZDF nicht.

Der Spot war im Januar in den Ausstellun­gsräumen am historisch­en Standort der 1945 bei einem Bombenangr­iff zerstörten Kirche und auf dem benachbart­en Baufeld gedreht worden. Die Bauarbeite­n für den rund 40 Millionen Euro teuren Wiederaufb­au des Kirchturms wurden Ende 2017 begonnen, jedoch wegen technische­r Probleme kurz darauf unterbroch­en.

Die beauftragt­e Firma sei derzeit dabei, die Baustelle für den Weiterbetr­ieb und einen Technologi­ewechsel einzuricht­en, erklärte Wieland Eschenburg vom Vorstand der Stiftung Garnisonki­rche am Mittwoch. Dazu würden auch Baumaschin­en ausgetausc­ht, erläuterte Eschenburg. Einen festen Termin für die Wiederaufn­ahme der Arbeiten gibt es noch nicht.

Der Wiederaufb­au der Garnisonki­rche ist nicht zuletzt deshalb umstritten, weil Reichspräs­ident Paul von Hindenburg dort 1933 symbolträc­htig seinem neuen Kanzler Adolf Hitler die Hand schüttelte. Der Händedruck steht für die unheilige Allianz des militarist­ischen Preußen mit den deutschen Faschisten. Als fragwürdig gilt das Bauprojekt aber auch wegen der Kosten und wegen der Stadtentwi­cklung.

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