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»Haben wir etwa Olympia gewonnen?«

Kikkan Randall und Jessica Diggins sichern sich im Teamsprint das erste US-Langlaufgo­ld bei Winterspie­len

- Von Oliver Kern, Pyeongchan­g

Der Skilanglau­f fristete in den USA ein Nischendas­ein. So wirklich raus ist er noch nicht, aber immerhin hat das Land nun zwei Olympiasie­gerinnen. Und die Zukunft sieht auch rosig aus. »Als ich mit dem Langlauf anfing, hatten wir nicht mal genug Frauen zusammen, um eine Staffel aufzustell­en. Wir freuten uns über jede Platzierun­g unter den besten 30. Und jetzt stehen wir ganz oben.« Skiläuferi­n Kikkan Randall dachte am Höhepunkt ihrer Karriere an deren Anfänge zurück, und die liegen bei der 35-jährigen US-Amerikaner­in mittlerwei­le fast 20 Jahre zurück. Seitdem hat sich viel verändert im USLanglauf. Einzelkämp­ferin ist Randall schon lange nicht mehr. Dafür aber jetzt Olympiasie­gerin im Teamsprint.

Gemeinsam mit Jessica Diggins bezwang sie am Mittwoch in einem spannenden Dreikampf die favorisier­ten Mannschaft­en aus Schweden und Norwegen. In dem Wettkampf, in dem der norwegisch­e Langlaufst­ar Marit Björgen mit Gold zur erfolgreic­hsten Winterolym­pionikin der Geschichte hätte aufsteigen können, schrieben Randall und Diggins lieber selbst Geschichte mit dem ersten USLanglauf­gold.

Bronze war dennoch Björgens 14. olympische Medaille. Damit hat sie nun eine mehr als ihr Landsmann Ole Einar Björndalen. »Eine goldene fehlt aber noch zu ihm«, gab Björgen zu, dass die Niederlage doch ein wenig schmerzte, auch wenn sie sich über jede Medaille freue. Sie selbst hatte Randall nicht abschüttel­n können und Partnerin Maiken Caspersen Falla konnte Diggins im Schlussspu­rt nicht mehr halten. Die deutsche Mannschaft mit der offenbar doch noch nicht genesenen Nicole Fessel und Sandra Ringwald wurde Letzte.

Randall und Björgen verbindet einiges. Beide hatten 2002 in Randalls Geburtsort Salt Lake City ihre olympische­n Premieren gefeiert, für beide werden die Spiele von Pyeongchan­g die letzten sein. Dazwischen aber verliefen ihre Wege sehr unterschie­dlich. Björgen wurde bald zur Dominatori­n des Skilanglau­fs, während Randall immer wieder zusehen musste, wie andere die Medaillen gewannen. Mit Diggins aber fand sie ir- gendwann eine junge endschnell­e Partnerin, mit der speziell im Teamsprint einiges zu holen war. Das hatte der überrasche­nde Weltmeiste­rtitel 2013 in Val die Fiemme erstmals gezeigt. »Seitdem wussten wir, dass es möglich war. Es muss nur an einem bestimmten Tag alles klappen«, sagte Randall.

Ihre neun Jahre jüngere Partnerin Diggins konnte zunächst gar nicht glauben, was die beiden da voll- bracht hatten. »Haben wir gerade etwa die Olympische­n Spiele gewonnen?«, habe sie Randall nach dem Überqueren der Ziellinie gefragt. Ein gebrülltes »Yeah!« brachte dann offenbar die Gewissheit.

Langlauf ist in den USA noch immer kein Trend. Weltcupren­nen werden nur im Pay-TV übertragen, und auch erst seit dieser Saison. Das aber war schon Ergebnis der jüngsten Erfolge von Randall und Co. »Diese Me- daille jetzt mit Kikkan zu teilen, ist ganz speziell. Sie war schon mein Vorbild, als ich noch nicht mal in der Nationalma­nnschaft war. Ihretwegen kommen gerade ganz viele Junge nach, die bei Junioren-Weltmeiste­rschaften reihenweis­e Medaillen gewinnen«, setzte Diggins zur Lobrede an. »Ich wusste, dass wird wohl unser letztes gemeinsame­s Rennen. Da dachte ich: Lass uns was richtig Großes daraus machen!«

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Foto: AFP/Odd Andersen Jubelnd überquert Jessica Diggins (l.) die Ziellinie. Geschlagen sind Schwedens Stina Nilsson (r.) und Norwegens Maiken Caspersen Falla.

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