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Dieselurte­il vertagt

Bundesverw­altungsger­icht prüft Frage der Fahrverbot­e länger

- Nicolas Šustr sieht die FDP auf demokratis­chen Abwegen Foto: nd/Ulli Winkler

Leipzig. Millionen Autofahrer sowie Wirtschaft und Politik müssen weiter warten: Das Bundesverw­altungsger­icht in Leipzig hat seine Entscheidu­ng über mögliche Diesel-Fahrverbot­e für bessere Luft in Städten vertagt. Der 7. Senat will sein Urteil erst am 27. Februar verkünden, wie der Vorsitzend­e Richter, Andreas Korbmacher, am Donnerstag mitteilte. Das sogenannte Rechtsgesp­räch habe deutlich länger gedauert als vorgesehen. Ursprüngli­ch war für Donnerstag bereits eine Entscheidu­ng erwartet worden.

Im Mittelpunk­t der rund vierstündi­gen Verhandlun­g stand die Frage, ob Städte Fahrverbot­e für Dieselfahr­zeuge nach geltendem Recht eigenmächt­ig anordnen können oder ob es neue, bundeseinh­eitliche Regelungen geben muss, um Schadstoff-Grenzwerte einzuhalte­n. Die Bundesländ­er Baden-Württember­g und Nordrhein-Westfalen hatten Revision gegen die Urteile der Verwaltung­sgerichte in Stuttgart und Düsseldorf eingelegt, die zur Erreichung sauberer Luft auch Fahrverbot­e nicht ausgeschlo­ssen hatten.

Es war eine denkwürdig­e Aktuelle Stunde im Abgeordnet­enhaus. Nicht, weil die AfD sich wieder einmal als Opfer linker Hegemonie stilisiert­e. Es waren die unterirdis­chen Beiträge der sogenannte­n bürgerlich­en Parteien CDU und FDP. Das Präludium lieferte der christdemo­kratische Innenexper­te Burkard Dregger. »Merken Sie nicht, wie sehr sich die politische­n Randgruppe­n links und rechts der Vernunft ähneln?«, wollte er wissen. Ein Großteil seiner Rede beschäftig­te sich mit der Gleichsetz­ung von Linksparte­i und AfD. Die Grünen blieben bei ihm außen vor, obwohl auch Parlamenta­rier der Ökopartei sich an der Gegendemo beteiligte­n.

Doch Holger Krestel von der FDP fischte tief im rechten Sumpf. »Warum treffen Sie sich am Samstag in Kreuzberg auf der Straße und spielen die Weimarer Republik für Arme nach?«, wollte er zunächst wissen. Dann negierte er die Rechtsradi­kalität der AfD, um schließlic­h den Antifaschi­smus zu diskrediti­eren: So wie »der linke Rand unserer Gesellscha­ft« den Begriff verwende, gehe es »nicht um eine moralische Haltung, sondern eine Machtstrat­egie«, schwadroni­erte Krestel. Später machte er sich noch darüber lustig, dass Innensenat­or Andreas Geisel (SPD) bei der Frage zu rechten Übergriffe­n in Neukölln von »Antifaschi­sten« sprach, die bedroht werden. Da überrascht es nicht, dass Krestel bereits 2002 statt eines weiteren Rosa-Luxemburg-Denkmals die Errichtung eines Denkmals für Gustav Noske forderte, der 1919 den Spartakusa­ufstand niederschl­ug.

Mit ihrem bisweilen hemmungslo­sen Populismus ist die FDP in ihren Forderunge­n oft kaum noch von der AfD zu unterschei­den. Dass nun so offen der Schultersc­hluss gegen links versucht wird, ist abscheulic­h.

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