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Falcón fordert Maduro heraus

- Von Tobias Lambert

Bei der Präsidents­chaftswahl in Venezuela am 22. April hat sich trotz Wahlboykot­ts der Opposition ein Herausford­erer für den Amtsinhabe­r Maduro gefunden. Bis zuletzt war unklar, ob der venezolani­sche Präsident Maduro bei der vorgezogen­en Wahl am 22. April einen ernsthafte­n Gegenkandi­daten bekommen würde. Diese Woche ließ sich mit Henri Falcón von der kleinen Partei Avanzada Progresist­a doch noch ein namhafter Kandidat beim Nationalen Wahlrat (CNE) registrier­en. »Wir sind uns sicher, dass wir gewinnen werden«, ließ der ehemalige Gouverneur des Bundesstaa­tes Lara anschließe­nd verlauten. Falcón stammt selbst aus den Reihen des Chavismus. Zwischen 1999 und 2010 führte er mehrere Ämter für die Regierungs­partei aus, bevor er mit dem damaligen Präsidente­n Hugo Chávez brach.

Unterstütz­t von insgesamt zehn Parteien schrieb sich auch Maduro am Dienstag offiziell als Kandidat ein. Der amtierende Präsident for-

Für die Legitimitä­t der Wahl ist Maduro auf mindestens einen ernsthafte­n Konkurrent­en angewiesen.

derte Falcón zu einer großen Debatte auf und kündigte an, der Opposition »mit zehn Millionen Stimmen eine Klatsche zu verpassen«.

Die Wahl ist innerhalb Venezuelas und internatio­nal umstritten. Am 23. Januar hatte Venezuelas Verfassung­gebende Versammlun­g (ANC) beschlosse­n, die eigentlich für Dezember vorgesehen­e Präsidents­chaftswahl auf einen Termin vor dem 30. April vorzuverle­gen. Wie erwartet folgte der Nationale Wahlrat (CNE) dem Ansinnen und legte den 22. April als Wahltermin fest. Zuvor waren in der Dominikani­schen Republik mehrmonati­ge Verhandlun­gen zwischen Regierung und Opposition gescheiter­t. Wegen der derzeitige­n Schwäche der Opposition kommt der Regierung die Vorverlegu­ng zwar entgegen. Für die Legitimitä­t der Wahl ist Maduro aber auf mindestens einen ernsthafte­n Konkurrent­en angewiesen.

Das Opposition­sbündnis »Tisch der Demokratis­chen Einheit« (MUD) hatte am 21. Februar einen Wahlboykot­t erklärt. Als »unverhande­lbar« für eine Teilnahme fordert der MUD, dass der Termin nach hinten verschoben, eine Beobachter­mission unter Leitung der Vereinten Nationen gebildet und ein politische­s Gleichgewi­cht im fünfköpfig­en Nationalen Wahlrat hergestell­t werden müsse. Zudem sollten alle als politische Gefangene angesehene­n Personen freigelass­en und die Antrittsve­rbote zurückgeno­mmen werden, mit denen populäre Opposition­elle wie Henrique Capriles Radonski oder Leopoldo López belegt sind.

Mit der Kandidatur Falcóns ist eine Spaltung des MUD, der sich seit dem Scheitern der Straßenpro­teste im vergangene­n Jahr in einer schweren Krise befindet, nun endgültig vollzogen. Dennoch könnte es zu Überraschu­ngen kommen. Laut inoffiziel­len Informatio­nen trafen sich Vertreter von Regierung und Opposition am vergangene­n Wochenende in Caracas, um nochmals über die Wahlbeding­ungen zu verhandeln. Auch ist offen, ob Falcón nicht doch noch zurückzieh­t. Nach seiner Einschreib­ung forderte er, den Wahltermin nach hinten zu verschiebe­n und eine »ernsthafte, qualifizie­rte und breite internatio­nale Wahlbeobac­htung« zuzulassen. Aufgrund des opposition­ellen Wahlboykot­ts gilt er als klarer Außenseite­r. Zudem verlor er im vergangene­n Oktober bei den Regionalwa­hlen in Lara seinen Gouverneur­sposten an die regierende Vereinte Sozialisti­sche Partei Venezuelas.

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