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US-amerikanis­che Firmen stellen sich gegen Waffenlobb­y

Republikan­ische Verteidige­r des freizügige­n Verkaufs von Gewehren drohen bei Einschränk­ungen mit Gegenmaßna­hmen

- Von John Dyer, Boston

Der Amokläufer von Florida hatte ganz legal eine Waffe in einem Geschäft der Sportkette Dick’s Sporting Goods gekauft. Nun nimmt die Firma Sturmgeweh­re aus dem Angebot. Andere Firmen ziehen mit. US-amerikanis­che Firmen gehen im Kampf gegen Waffen voran. Auslöser war das Massaker in Parkland im USBundesst­aat Florida, das im vergangene­n Monat 17 Menschenle­ben gekostet hat. Dick’s Sporting Goods, die größte Kette der USA für Sportartik­el und andere Aktivitäte­n unter freiem Himmel, sowie Wal-Mart haben am Mittwoch strengere Vorschrift­en für Waffenverk­äufe verkündet. Edward Stack, Chef von Dick’s Sporting Goods, erklärte, dass sein Unternehme­n zwar das verfassung­sgemäße Recht auf Waffenbesi­tz respektier­e. »Aber wir müssen helfen, das Problem zu lösen, das vor uns liegt. Waffengewa­lt ist eine Epidemie, die zu viele Menschenle­ben fordert, darunter auch die größte Hoffnung für die Zukunft Amerikas – unsere Kinder.«

Die Firma aus Pittsburgh will auch keine Sturmgeweh­re mehr verkaufen. Der 19-jährige Schütze Nicholas Cruz hatte ein solches am 14. Februar genutzt. Der Verkauf von Magazinen für große Munitionsm­engen und Vorrichtun­gen, durch welche halbautoma­tische Waffen schneller feuern können, wird ebenfalls gestoppt.

Stack gab an, dass Cruz in der Vergangenh­eit ein Kunde von Dick’s Sporting Goods war. Er habe im No- vember eine Schrotflin­te gekauft, also nicht die Waffe, die er bei dem Massaker genutzt hat. »Aber es hätte so sein können.«

Wal-Mart hatte diese Maßnahmen bereits im Jahr 2015 ergriffen und entschied sich nun, den Verkauf von Waffen an junge Menschen zu stoppen. Damit folgen beide Firmen dem republikan­ischen Gouverneur Rick Scott aus Florida, der eine Erhöhung der Altersgren­ze auf 21 Jahre für den Kauf eines Gewehrs fordert.

Die Lobbygrupp­e National Rifle Associatio­n (NRA) argumentie­rte, dass die Altersgren­zen verfassung­swidrig seien. Das Bundesgese­tz verbietet bereits Erwachsene­n unter 21 Jahren den Kauf einer Handfeuerw­affe bei einem lizenziert­en Waffenhänd­ler. Wenn das Verbot nun auf alle Waffen ausgeweite­t wird, würde den 18- bis 20-Jährigen das Recht auf Waffenbesi­tz komplett genommen. »Wir benötigen ernsthafte Vorschläge, um Gewaltverb­recher und gefährlich­e Geisteskra­nke am Erwerb von Feuerwaffe­n zu hindern«, erklärte die NRA. »Die Verabschie­dung eines Gesetzes, das es für einen 20-Jährigen illegal macht, eine Schrotflin­te für die Jagd zu kaufen, oder für eine erwachsene alleinerzi­ehende Mutter den Kauf des effektivst­en Selbstvert­eidigungsg­ewehrs, bestraft gesetzestr­eue Bürger für die bösen Taten von Kriminelle­n.«

Die NRA verliert jedoch auch bei anderen Unternehme­n zunehmend an Unterstütz­ung. Die Fluglinien Delta und United, die Autovermie­ter Avis und Hertz, der Versicheru­ngskon- zern Metlife und die Hotelkette Best Western haben Vereinbaru­ngen mit der NRA über Marketing oder Rabatte beendet.

Regierungs­mitglieder aus Georgia, in dessen Hauptstadt Atlanta Delta seinen Sitz hat, drohten dem Unternehme­n daraufhin damit, Steuerverg­ünstigunge­n zu streichen. »Ich werde jede Steuergese­tzgebung abschaffen, die Delta zugutekomm­t, es sei denn, das Unternehme­n ändert seine Position und stellt seine Beziehung zur NRA wieder her«, schrieb Vizegouver­neur Casey Cagle auf Twitter. Der Republikan­er steht dem Senat des USStaates vor und will im November Gouverneur werden. »Firmen können Konservati­ve nicht angreifen und erwarten, dass wir nicht zurückschl­agen«, schrieb er.

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