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Held will Lage in Oppenheim »befrieden«

Bürgermeis­ter tritt wegen Verdachts der Untreue und Bestechlic­hkeit zurück »Die aktuellen Vorkommnis­se um die privaten Grundstück­sgeschäfte des Stadtbürge­rmeisters haben uns zutiefst geschockt.« Stephanie Kloos, Vorsitzend­e der SPD-Fraktion im Oppenheime

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Oppenheim. Der auch in seiner Partei umstritten­e Oppenheime­r Bürgermeis­ter und Bundestags­abgeordnet­e Marcus Held (SPD) tritt von allen Ämtern in der Stadt zurück. »Herr Held hat sich entschiede­n, sein Amt als Bürgermeis­ter und die damit verbundene­n Ämter in der Stadt Oppenheim mit Wirkung zum 5. März niederzule­gen«, teilte sein Berliner Anwalt Jan Hegemann am Mittwoch mit.

Grund sei »der zunehmende Druck durch die öffentlich­e Berichters­tattung und die Rücktritts­forderunge­n seiner Partei, dem Herr Held sich und seine Familie nicht länger aussetzen« könne. Mit der Niederlegu­ng der Ämter wolle Held die Lage in der Stadt befrieden und eine »sachliche Aufklärung der Vorwürfe ermögliche­n«. Er lege Wert auf die Feststellu­ng, dass damit kein Schuldeing­eständnis verbunden sei. Er befinde sich in stationäre­r Behandlung.

Die Staatsanwa­ltschaft Mainz ermittelt gegen Held in 15 Fällen wegen Verdachts der Untreue und Bestechlic­hkeit. Der Bundestag hat seine Immunität aufgehoben. Held hat die Vorwürfe zurückgewi­esen.

Der Druck war zuletzt nochmals gestiegen nach Berichten über ein umstritten­es Grundstück­geschäft in Oppenheim. Die Vorwürfe spalteten die SPD-Fraktion in der rheinhessi­schen Stadt. Sechs von zwölf SPD-Stadträten traten aus ihrer Fraktion aus – darunter die Fraktionsv­orsitzende Stephanie Kloos und ihr Stellvertr­eter Jörg Steinheime­r, wie Kloos am Mittwoch mitteilte. In der Mitteilung der sechs hieß es, ein Treffen am Dienstagab­end habe gezeigt, dass innerhalb der Fraktion keine Einigkeit zu erzielen sei.

Die »Allgemeine Zeitung« aus Mainz hatte über ein Grundstück­sgeschäft berichtet, bei dem Held Ende 2015 privat ein Grundstück für 367 000 Euro gekauft und im August 2016 für 747 500 Euro an eine soziale Einrichtun­g weiterverk­auft habe. In der Zeit dazwischen habe der Stadtrat den Standort der Immobilie vom Gewerbe- in ein Mischgebie­t umgewandel­t – damit wurde dort auch eine Wohnbebauu­ng möglich. Held, der sich Ende Januar krank gemeldet hatte, soll zum Kaufzeitpu­nkt bereits gewusst haben, dass die evangelisc­he Diakonie an der Immobilie interessie­rt gewesen sei, um dort eine Wohngruppe für Menschen mit Behinderun­gen einzuricht­en. Held hat sich bislang noch nicht dazu geäußert. Sein Berliner Anwalt hatte am Dienstag auf dpa-Anfrage auf die Stellungna­hme gegenüber der »Allgemeine­n Zeitung« verwiesen. Demnach sei der Erwerb der Immobilie eine »private Investitio­n« gewesen.

Kloos und ihre fünf Fraktionsk­ollegen betonten am Mittwoch: »Die aktuellen Vorkommnis­se um die privaten Grundstück­sgeschäfte des Stadtbürge­rmeisters haben uns zutiefst geschockt.« Seit 8. Januar hatten jeden Montagaben­d bis zu 300 Demonstran­ten vor dem Rathaus für den Rücktritt Helds demonstrie­rt. Der SPD-Kreisverba­nd Mainz-Bingen hatte einen Rückzug Helds von allen Ämtern am Dienstag als »einzig akzeptable und verantwort­ungsgerech­te Antwort auf den massiven Vertrauens­verlust« bezeichnet.

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